Schwere Vorwürfe gegen private Jugendhilfe-Einrichtung in Melle - Staatsanwaltschaft Osnabrück ermit
(ots) -
Sperrfrist: 07.01.2011 01:00
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Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt gegen den Leiter einer
privaten Jugendhilfe-Einrichtung in Melle wegen Misshandlung von
Schutzbefohlenen und Körperverletzung. Nach NDR Recherchen soll der
Pädagoge eine heute 18-Jährige geschüttelt, gewürgt und zur Einnahme
von Beruhigungsmitteln gezwungen haben. Der 58-Jährige war in dieser
Woche zu einer Stellungnahme gegenüber dem NDR nicht bereit. Das
niedersächsische Landesjugendamt hatte die Einrichtung in den
vergangenen Jahren mehrfach überprüft, aber keine Maßnahmen
eingeleitet.
Vor drei Monaten bereits war die damals noch 17-Jährige aus der
Einrichtung geflohen - aus Angst vor erneuten Übergriffen, sagte das
Mädchen NDR 1 Niedersachen. Sie wandte sich an eine Vertrauensperson,
die dann die Polizei informierte, wie die Osnabrücker Staatsanwältin
Wiebke Warnking bestätigt. In der Vernehmung habe das Mädchen von
drei Vorfällen berichtet: "In zwei Fällen soll ihr der Arm auf den
Rücken gedreht worden sein", so Warnking, "in einem Fall soll sie
darüber hinaus gewürgt bzw. auch in den Schnee geschickt worden sein,
obwohl sie nur ein T-Shirt trug." Die Ermittlungen seien aber noch
nicht abgeschlossen: "Es werden noch Zeugen vernommen und auch der
Beschuldigte selbst wird noch Gelegenheit zur Stellungnahme haben."
Im September hatte die Jugendliche dem NDR berichtet, der
Heimleiter sei "sauer" auf sie gewesen. "Dann hat er gesagt: Wir
gehen jetzt barfuß draußen spazieren. Und dann hat er mich halt
rausgezogen, hat mich gegen die Wand gedrückt und gewürgt. Und dann
meinte er, ich soll jetzt Tabletten nehmen, damit ich ruhiger werde
und dann hat er mir zwei in den Mund reingesteckt und wollte dann
nochmal zwei hinterher stecken, die hab ich dann aber wieder
ausgespuckt und dann hat er mir Wasser über den Kopf geschüttet.
Danach war ich müde und dann hab ich geschlafen."
Das sogenannte "Haus im Elfenland" nimmt Kinder mit auffälligem
Verhalten, Lernstörungen oder Psychiatrieerfahrungen auf. Auch die
heute 18-Jährige steckte in Krisensituationen und war in
Therapieeinrichtungen. Als sie im vergangenen September Vorwürfe
gegen den Heimleiter erhob, war sie nicht die Erste. Bereits im
November 2007 hatte die Direktorin einer Förderschule in Melle
Anzeige gegen den Mann erstattet, weil ein Schüler, der in der
Einrichtung lebte, mit Verletzungen im Gesicht zum Unterricht
erschienen war. Die Schule informierte Jugendamt und Polizei, der
Junge wurde in eine andere Einrichtung gebracht. Er berichtete von
strengen Erziehungsmethoden, so die Direktorin der Förderschule: "Das
war dann zum Beispiel auch, dass morgens schon ganz früh und auch bei
niedrigen Temperaturen man immer erst mal im Teich baden musste. Und
wenn das Wasser sieben Grad hat, ist das nicht so schön."
Die Ermittlungen 2007 und 2008 gegen den Leiter des "Hauses im
Elfenland" wurden eingestellt. Die Heimaufsicht des niedersächsischen
Landesjugendamtes überprüfte die Einrichtung erstmals 2007 und erneut
im Oktober 2010, stellte aber keine Mängel fest. Es hätten sich keine
Hinweise ergeben, die beispielsweise den Entzug der Betriebserlaubnis
rechtfertigen würden, sagte ein Sprecher des Landesjugendamtes NDR
Info. Derzeit leben noch drei Kinder im "Haus im Elfenland".
Der Heimleiter war gegenüber dem NDR in dieser Woche zu keiner
Stellungnahme bereit. Im Fall einer Anklage wegen Misshandlung von
Schutzbefohlenen droht ihm eine Haftstrafe von sechs Monaten bis zehn
Jahren.
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an Katharina Lohmeyer, NDR Studio Osnabrück (0541/33 85 830) oder
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6. Januar 2011 / RC
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Datum: 07.01.2011 - 01:00 Uhr
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