WAZ: Der Kaiser in uns. Kommentar von Klaus Wille
(ots) - Franz Beckenbauer wird 65, ein Kaiser erreicht das
Rentenalter. Kann das sein?
Er ist ein deutsches Phänomen, dieser Beckenbauer. Menschenmassen
und Medien liegen ihm zu Füßen, man hat ihn hochgeschrieben und hoch
gesendet zu einer Art Volksheld. Zu einem nationalen Maskottchen, das
wirkt, weil die Menschen daran glauben, dass es wirkt: Was Franz
anfasst, gelingt.
Dabei muss doch erlaubt sein zu sagen: Er hat eine Menge Blödsinn
geredet in seinem Leben, heute so und morgen das genaue Gegenteil.
Und trotzdem hat Franz Beckenbauer etwas geschafft, das den meisten
von uns nicht vergönnt sein wird: Wohin er kommt, warten Menschen
sehnsüchtig auf ihn, sie schmücken sich mit seiner Gegenwart und
neben ihm sehen sie tatsächlich glücklich aus. Vielleicht, weil sie
hoffen, dass etwas von dem Nimbus, mit dem wir alle Kaiser Franz
umgeben haben, auf sie zurückfällt.
Wir glauben: Was Beckenbauer anfasst, gelingt. Er ist so etwas wie
ein heimlicher Bundespräsident, auf Lebenszeit in sein eigenes Amt
entsandt. Vielleicht wären wir alle gern ein bisschen wie
Beckenbauer. Was auch eine Menge darüber aussagt, wie sehr wir den
Erfolg anbeten.
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Datum: 10.09.2010 - 19:34 Uhr
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