„Generation Porno“ – Verkommt unsere Jugend?
„Pornoanwalt“ Marko Dörre, Sexualwissenschaftler Prof. Dr. habil Kurt Starke und Autor Johannes Gernert diskutieren zu „Pornos im Netz“

(IINews) - Als Suchbegriff wird „Sex“ bei Google laut Marktforscher Alexa Research häufiger eingetippt als die Begriffe Games, Reise, Musik, Auto, Wetter, Gesundheit und Jobs zusammen. Das Softwareunternehmen Optenet gibt an, dass nach seinen Untersuchungen rund 37 Prozent aller Webseiten Pornografie anbieten. Und das iPad wird in der Branche angesichts sprunghaft ansteigender Nutzerzahlen seit Verkaufsstart sogar schon als „Porn-Pad“ und „heiliger Gral der Pornoindustrie“ bezeichnet. „The internet is for porn“ aus dem Musical „Avenue Q“ thematisiert auf humoristische Art den oftmals unterschätzten Anteil der Pornoindustrie am Onlinemarkt. Sex gibt es im Internet immer, überall und in allen Formen.
Mit dieser technischen Entwicklung ist der Zugang zu pornografischen Darstellungen für Jugendliche heutzutage einfacher denn je: „Über die Videokassette kam die Pornografie in die Wohnzimmer. Über das Internet ist sie den Schritt weiter in das Teenagerzimmer gegangen. Jetzt kommt der nächste Schritt: Wenn wir Smartphones haben, dann haben wir sie direkt bei uns“, erklärt der Journalist Johannes Gernert. Doch welche Folgen hat der Konsum solcher Filme auf die Heranwachsenden, verschieben sich durch den neuen Umgang mit der Sexualität Wahrnehmung und Wertmaßstäbe, leidet die junge Generation unter sexueller Verrohung oder ist alles nur ein von besorgten Eltern erfundener Spuk, behindert die Tabuisierung gar die gesunde sexuelle Entwicklung?
Gernert ist einer von drei Jugend-Experten, die sich am 12. Oktober auf dem Medienforum Mittweida bei der Podiumsdiskussion „Pornos im Netz – Verkommt unsere Jugend?“ diesen Fragen widmen wollen. Anfang des Jahres veröffentlichte er das Buch „Generation Porno: Jugend, Sex, Internet“. String-Tangas für 8-Jährige, totalrasierte Körper in der „BRAVO“, Rapper Sidos „Arschficksong" auf dem Handy – und im Internet reicht oftmals ein unkontrollierter Klick auf „Ja, ich bin 18“, um Zugang zu Pornoclips zu ermöglichen. In seinem Buch untersucht Gernert das moderne Verhältnis von Kindern und Jugendlichen zur Pornografie und beleuchtet den Einfluss neuer Entwicklungen wie zum Beispiel Social Networks. In Gesprächen mit Jugendlichen, Erziehungsberechtigten und Experten beschäftigt er sich mit den Auswirkungen auf die Kultur der Teenager.
“Generation Porno ist tot“ lautet hingegen der Titel eines Blogeintrags, den „Pornoanwalt“ Marko Dörre am 15. April dieses Jahres publizierte. Der Rechtsanwalt, in den vergangenen Jahren mehrfach beim Medienforum Mittweida zu Gast, ist der zweite Teilnehmer der Diskussionsrunde. Die Schwerpunkte seiner Arbeit bilden Medienrecht, Jugendschutz und Strafverteidigung. Dabei berät er viele Mandanten aus der Erotikbranche und anderen Branchen, die mit jugendschutzrechtlichen Fragen konfrontiert sind. Zudem verfügt er über langjährige Erfahrung in der Auseinandersetzung mit Jugendschutzbehörden sowie Staatsanwaltschaften und ist als Jugendschutzbeauftragter tätig.
Der dritte Diskutant ist Prof. Dr. habil Kurt Starke. Der Leipziger Jugendforscher, Soziologe und Sexualwissenschaftler veröffentlichte im März im Auftrag der Huch Medien GmbH die Expertise „Pornografie und Jugend – Jugend und Pornografie“. Auf Basis zahlreicher aktueller Studien und Gutachten sowie eigener Untersuchungen behandelte Starke die Auswirkungen einfacher Pornografie auf Jugendliche und kam zu der Erkenntnis, dass „eine schädliche Wirkung von Pornografie per se auf Jugendliche nicht belegt werden" könne. Vielmehr seien solche auf den ersten Blick plausible Vermutungen eine „beliebte Fiktion“, die „keine wissenschaftliche Substanz“ habe. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und warnt, jugendschutzrechtliche Verbote können als soziale Ächtung sogar negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Jugendlichen haben.
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Das 14. Medienforum Mittweida – der größte allein von Studenten organisierte Medienkongress Deutschlands – findet in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft von Nina Ruge vom 11.-13. Oktober auf dem Campus der Hochschule Mittweida statt. Unter dem Motto „alles außergewöhnlich“ diskutieren Vertreter der Branche in Fachvorträgen, Podiumsdiskussionen und Workshops über aktuelle Trends und Entwicklungen der Medienlandschaft.
Das Teilnehmerfeld umfasst unter anderem Peter Kloeppel (Chefredakteur und Nachrichtensprecher RTL), Volker Herres (Programmdirektor Das Erste), Barbara Dickmann (ehemalige Redaktionsleiterin „ML – Mona Lisa“), Richard Gutjahr (Redakteur & Moderator Bayerisches Fernsehen), Norbert Gastell (Synchronstimme von „Homer Simpson“), Tilman Zülch (Präsident Gesellschaft für bedrohte Völker International), Katrin Löschburg (Geschäftsführerin MME), Julius Grützke (Drehbuchautor u.a. „Anna und die Liebe“), Gregor Hackmack (Mitgründer von abgeordnetenwatch.de), Gerlinde Schermer-Rauwolf (stellvertretende Vorsitzende Verband dt. Schriftsteller in ver.di) und Prof. Dr. habil. Kurt Starke (Jugendforscher, Soziologe und Sexualwissenschaftler).
„Alles außergewöhnlich“ – das diesjährige Motto des Medienforum Mittweida – deutet nicht nur auf Thematiken abseits des Mainstreams hin, sondern hebt die frischen, unkonventionellen Denkweisen des außergewöhnlich jungen Publikums und des studentischen Organisationsteams gepaart mit dem Erfahrungsschatz der Referenten hervor. In fünf Themenblöcken – Machtspiele, Beziehungskisten, Spiegelbild, Zukunftsmusik und Sprungbrett – werden so unter anderem über die Zukunft des Qualitätsjournalismus, neue Fernsehformate, Berichterstattung aus Afghanistan und virtuelle Identitäten diskutiert.
Dabei liegen sowohl die organisatorische als auch die technische Verantwortung allein bei den Studenten der Fakultät Medien der Hochschule Mittweida – alles außergewöhnlich also.
Weitere Informationen zur Veranstaltung gibt es unter www.medienforum-mittweida.de oder auf dem Twitterkanal www.twitter.com/medienforummw.
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Datum: 28.08.2010 - 15:08 Uhr
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Medien & Unterhaltung
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