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WAZ: Wo ein Rad ins andere greift. Kommentar von Reinhard Schüssler

ID: 233127


(ots) - Wenn Totgesagte länger leben, dann winkt der Tour de
France Unsterblichkeit. So oft war der französische Rad-Klassiker
schon abgeschrieben worden. Aber nach den Jahren , in denen
angesichts zahlloser Doping-Skandale selbst in Frankreich nur noch
von der "Tour de Farce" oder von der Spritz(en)-Tour die Rede war,
läuft es wieder rund für die Rundfahrt. Präziser: Bei der
gigantischen PR-Maschine für das Wimbledon der Radfahrer, das von der
"Grande Nation" als Kulturgut verstanden wird, greift wieder ein Rad
ins andere: Organisatoren, Teams und Behörden haben sich auf eine
Koalition des Verdrängens geeinigt und dafür sogar den Segen von
Staatspräsident Nicolas Sarkozy erhalten, der die Tour mit seiner
Anwesenheit beim Anstieg zum Tourmalet adelte.

Es war der Gipfel der Heuchelei und passte ins Bild, das die
Veranstalter abgaben. Eine Zeit lang hatten sie sich - unter massivem
Druck, auch der Politik - als Erneuerer des Radsports und
unerschrockene Kämpfer für sauberen Sport präsentiert.
Polizei-Razzien in Teamhotels, Ausschlüsse von Top-Stars wie Jan
Ullrich, Ivan Basso, Alejandro Valverde oder dem 2007 in Führung
liegenden Michael Rasmussen sollten den Eindruck vermitteln, hier
miste jemand gründlich aus.

Die Wende zeichnete sich schon 2009 ab, als die Tour den zuvor zur
unerwünschten Person erklärten siebenmaligen Sieger Lance Armstrong
wieder mit offenen Armen empfangen hatte, ungeachtet der immer
härteren Doping-Vorwürfe gegen den Amerikaner. In diesem Jahr nun
handelten die Organisatoren gänzlich ungeniert nach dem Motto:
"Doping? Nicht mal ignorieren". Keine Spur mehr von der ursprünglich
propagierten Transparenz. Stattdessen ging man auf Tauchstation, gab
sich nicht einmal mehr die Mühe, über Details der vorgenommenen Tests
zu informieren. Passend dazu wurden die in Italien laufenden




Ermittlungen der Justiz gegen Sprintstar Alessandro Petacchi
offiziell nicht zur Kenntnis genommen.

Angesichts solcher Verhaltensweisen und der offensichtlichen
Resignation vieler ehrlicher Anti-Doping-Kämpfer ist es an der Zeit,
der Wahrheit ins Gesicht zu sehen: Der Kampf gegen Doping - nicht nur
im Radsport - ist verloren. Übrigens nicht zwangläufig der Kampf um
Chancengleichheit, setzt man voraus, dass die meisten Topsportler
dopen. Nicht von ungefähr antwortete der geständige Doper Floyd
Landis auf die Frage, ob der von ihm massiv beschuldigte Armstrong
ein Betrüger sei, ausweichend: "Wenn er die Tour nicht gewonnen
hätte, hätte es ein anderer gedopter Fahrer getan." Jan Ullrich ist
der Konfrontation mit Doping nicht minder vielsagend stets mit dem
Hinweis ausgewichen, niemanden betrogen zu haben ...

Eine Einschätzung, die offenbar immer mehr Menschen teilen. Obwohl
weitgehend Konsens herrscht über die Doping-Verseuchung des
Radsports, ist das Interesse an der Tour in vielen Ländern fast schon
wieder aufs frühere Niveau gestiegen. Was unter diesen Vorzeichen
noch gegen eine Freigabe von Doping spricht? Nun, zum Beispiel, dass
der Verrat an den Prinzipien des Sports nicht legitimiert und Kindern
wie Jugendlichen kein unkontrollierter Zugang zu Doping-Mitteln
ermöglicht werden darf.



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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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Telefon: 0201 / 804-6528
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Datum: 25.07.2010 - 19:58 Uhr
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