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Deutsche Umwelthilfe beantragt sofortige Aussetzung bestehender Freisetzungsgenehmigungen für das Klimagas SF6 beim Chemieunternehmen Solvay

ID: 2217356

(ots) -
- 500-fach erhöhte Freisetzung des Ultra-Klimagases Schwefelhexafluorid (SF6) im Raum Heilbronn
- Nach dem von der DUH im September erfolgreich beantragten Stopp der Einleitung der Ewigkeitschemikalie TFA in den Neckar ist davon auszugehen, dass der Chemiekonzern Solvay mit behördlicher Genehmigung SF6 freisetzt
- DUH leitet rechtliche Schritte zur Beendigung der SF6-Emissionen und zur Offenlegung der Verfahrensakten ein
- DUH wird Strafanzeige wegen des Verdachts einer strafbaren Luftverunreinigung stellen

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat die Baden-Württembergische Landesumweltministerin Thekla Walker aufgefordert, offenbar bestehende Freisetzungsgenehmigungen für das Ultra-Klimagas Schwefelhexafluorid (SF6) mit sofortiger Wirkung auszusetzen. Zudem beantragte die DUH beim Umweltministerium und dem Regierungspräsidium Stuttgart auf Grundlage des Informationsfreiheitsrechts eine umfassende Akteneinsicht. Ebenfalls wird die DUH eine Strafanzeige gegen die für die Freisetzung des Klimagases zuständigen Verantwortlichen des Unternehmens stellen, da der Anfangsverdacht einer strafbaren Luftverunreinigung (§ 325 Strafgesetzbuch) vorliegt.

Die DUH reagiert mit der Einleitung rechtlicher Schritte auf einen Bericht der Goethe Universität Frankfurt, wonach ein internationales Forschungsteam der Universität mit 30.000 Kilogramm höchste Werte von SF6 und einen"deutschen Hotspot in der Region um Heilbronn"lokalisiert hat. Die Forscher weisen darauf hin, dass sich in diesem Gebiet die einzige den Forschern bekannte Produktions- und Recyclinganlage für SF6 in Europa befindet. Gemeint ist damit das Solvay-Werk in Bad Wimpfen, das zuletzt laut ZDF einen jährlichen Ausstoß von lediglich 56 Kilogramm SF6 meldete. Damit liegen die von den Forschern ermittelten tatsächlichen SF6-Mengen im Raum Heilbronn um den Faktor 500 über dem Wert,den das Unternehmen selbst angibt.

Das Klimagas SF6 ist 24.300-mal klimaschädlicher als CO2. Die von den Forschern ermittelte Freisetzung von 30.000 Kilogramm SF6 entspricht einem Klimaschaden in Höhe von 729.000 Tonnen CO2-Äquivalenten und ist vergleichbar mit 250.000 Langstreckenflügen. Diese regionale Quelle für SF6 ist bislang offenbar nicht in der deutschen Klimabilanz berücksichtigt.





Erst im September 2025 beantragte die DUH ein Ende der Einleitung der Ewigkeitschemikalie Trifluoressigsäure (TFA) durch den Chemiekonzern in den Neckar und leitete ein Rechtsverfahren ein. Daraufhin gab Solvay bekannt, die Einleitung zu beenden. Das Regierungspräsidium Stuttgart hatte dem Unternehmen über Jahre hinweg gestattet, stündlich ein Kilogramm TFA einzuleiten.

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH:"Die Baden-Württembergische Landesregierung hat offensichtlich ein großes Herz für die Profitinteressen heimischer Chemiekonzerne, aber wenig Interesse, wirksam Chemiekonzerne bei der Produktion von Ultra-Giften zu überwachen. Anders ist es nicht zu verstehen, dass nun zum zweiten Mal derselbe Hersteller von Pestizid-Vorprodukten mit behördlicher Genehmigung Ultra-Gifte wie TFA in den Neckar und den stärksten bekannten Klimatreiber SF6 in die Atmosphäre entlässt. Mit unseren nun eingeleiteten rechtlichen Verfahren wollen wir sicherstellen, dass die Genehmigungen für die Freisetzung von SF6 ausgesetzt, endlich unabhängige behördliche Kontrollen eingeleitet werden und die Öffentlichkeit lückenlos über bisherige Absprachen und Genehmigungen zur Umweltbelastung zwischen Regierungspräsidium, Umweltministerium und Chemiekonzern informiert wird. Zudem muss die Staatsanwaltschaft Heilbronn dem Anfangsverdacht einer strafbaren Luftverunreinigung durch die Verantwortlichen des Unternehmens nachgehen."

Die DUH arbeitet seit Jahren zu dem unter anderem bei elektrischen Anlagen als Isoliergas eingesetzten SF6 und wirbt für den Umstieg auf klimafreundliche Alternativen. Sie kritisiert den Umgang der Industrie und der Kontrollbehörden mit den Mess- und Berichtspflichten, fehlende Kontrollen und fehlende beziehungsweise geschönte Emissionsangaben der Wirtschaft. Die aktuellen Enthüllungen zeigen erneut: Selbstauskünfte und Eigenmessungen reichen nicht aus.

Hintergrund:

SF6 besitzt das höchste bekannte Treibhauspotenzial aller gängigen Klimagase. Eine einzige Tonne SF6 wirkt so stark wie rund 24.300 Tonnen CO2. Das Gas ist zudem nahezu dauerhaft in der Atmosphäre stabil - einmal freigesetzt, bleibt es dort weit über 1.000 Jahre. Schon geringe unkontrollierte Emissionenverursachen deshalb enorme Klimaschäden.

Die ebenfalls von Solvay in den Neckar eingeleitete Trifluoressigsäure (TFA) ist eine PFAS-Chemikalie und langlebiges Abbauprodukt fluorierter Chemikalien. Sie gilt als sogenannte"Ewigkeitschemikalie", da sie in der Umwelt gar nicht abbaubar ist. TFA-Quellen sind direkte Einleitungen aus Industrieanlagen sowie der atmosphärische Abbau von fluorierten Kältemitteln und PFAS-Pestiziden. So gelangt TFA in Gewässer und schließlich in das Grund- und Trinkwasser. Aufgrund seiner hohen Mobilität, Persistenz und Toxizität mit potenziellen gesundheitlichen Risiken ist TFA eine ernstzunehmende Gefahr für Ökosysteme, Trinkwasserversorgung und die menschliche Gesundheit.

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch(at)duh.de

DUH-Newsroom:
030 2400867-20, presse(at)duh.de

www.duh.de


Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V.,übermittelt durch news aktuell


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Datum: 08.12.2025 - 12:05 Uhr
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