InternetIntelligenz 2.0

kostenlos Pressemitteilungen einstellen | veröffentlichen | verteilen

Pressemitteilungen

 

Ein Jahr nach Assad - Humanitäre Lage in Syrien weiterhin dramatisch

ID: 2216256

(ots) - Wenn man aktuellüber Syrien spricht, dann dreht es sich meistens um das Thema Rückkehr syrischer Flüchtlinge. Wie es in dem Land aktuell aussieht, kommt kaum noch zur Sprache, auch nicht, wie es zum Beispiel um die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung steht. Sarah Easter von der Hilfsorganisation CAREist immer wieder in Krisengebieten unterwegs, war zuletzt in der Ukraine und vor kurzem in Syrien. Ein Jahr (8. Dezember) nach dem Sturz von Machthaber Assad schildert sie uns jetzt die Lage im Land. Hallo Frau Easter!

Begrüßung:"Ja, Hallo!"

1. Frau Easter, Sie waren vor kurzem in Syrien unterwegs - wo genau und wie war Ihr Eindruck vom Land und den Menschen?

O-Ton 1 (Sarah Easter, 45 Sek.):"Ich war im Norden von Syrien unterwegs, erst im Osten, dann im Westen, zum Beispiel in Rakka oder auch Aleppo und umliegende Dörfer, aber auch in Camps für Vertriebene. Und man sieht in den Städten, was 14 Jahre Konflikt wirklich für Auswirkungen dort haben. Also ich war in Nachbarschaften unterwegs, da sind nur noch Ruinen übrig. Es ist oben offen zum Himmel, weil das Dach fehlt, ganze Stockwerke sind eingestürzt, aber man sieht immer noch die Wäscheleine mit Kinderkleidung da hängen, weil die Menschen sich nicht leisten können, woanders zu leben. Auf dem Land hat man die Dürre, wo jeder Regentropfen gefeiert wird und man wirklich lange suchen muss, um grüne Flächen irgendwo zu finden. Und in den Camps für Vertriebene, da steht der Winter vor der Tür. Das heißt, die Menschen sammeln gerade alles, was sie finden können, was sie verbrennen können, damit sie warm bleiben - also Schuhe oder auch so was wie Plastikflaschen."

2. Sie konnten auch mit Menschen sprechen, die zurückgekehrt sind - was sagen die Ihnen? Wie sieht deren Leben aktuell aus und mit welchen Herausforderungen haben die zu kämpfen?

O-Ton 2 (Sarah Easter, 44 Sek.):"Zum einen hat man die unglaubliche Zerstörung. Ich hab mit einem Mann gesprochen, der kurz nach dem Regierungswechsel letzten Jahres nach Hause gegangen ist und sein Haus nicht finden konnte, weil nur Schutt und Asche übrig ist. Er konnte nicht mal die Straße identifizieren, wo er mal gewohnt hatte. Gleichzeitig hat man aber auch noch das Problem der fehlenden Infrastruktur. Mein Kollege von Care, der vor drei Monaten nach Aleppo zurückgekehrt ist, aus der Türkei, hat erzählt, dass er nur alle vier Tage Wasser in seiner Wohnung hat und auch nur stundenweise Strom zur Verfügung steht. Und auch die Preise unglaublich gestiegen sind, sodass die Lebenshaltungskosten so unglaublich hoch sind, dass es superschwierig ist,hier zu leben. Auch hört er immer noch regelmäßig Explosionen und Schusswechsel, weil die Spannungen immer noch sehr aktuell sind."





3. Was genau macht CARE vor Ort in Syrien?

O-Ton 3 (Sarah Easter, 29 Sek.):"Care hat mehrere Projekte in Syrien, zum Beispiel die Wasserversorgung für ganze Nachbarschaften, aber auch für Camps, wo Menschen leben, die vertrieben sind und nicht nach Hause zurückkehren können. Care verteilt aber auch Winterkleidung für Kinder in den Camps und auch Bargeld, damit die Menschen sich zum Beispiel, ja, Brennholz oder andere Brennstoffekaufen können, um warmbleiben zu können im Winter. Care betreibt aber auch ein Mutter-Kind-Krankenhaus und stellt so auch eine Gesundheitsversorgung her für sehr viele Familien und Mütter in der Region."

4. Sie haben dieses Krankenhaus in Nordsyrien vor kurzem besucht - wie wird dort gearbeitet und wie wichtig ist diese Einrichtung für die Region?

O-Ton 4 (Sarah Easter, 42 Sek.):"Die Gesundheitsversorgung in der Region steht wirklich kurz vorm Kollaps. Das Krankenhaus, das Care finanziert, musste schon die Hälfte des medizinischen Personals gehen lassen, da einfach das Geld fehlt. Gleichzeitig kommen aber immer mehr Patientinnen, da dies das einzige noch funktionierende Krankenhaus ist, das noch medizinische Versorgung für Mütter und ihre Kinder leisten kann. 40 Krankenhäuser haben schon schließen müssen, 50 weitere Gesundheitseinrichtungen haben ebenfalls geschlossen. Und die wenigen, die noch da sind, haben einfach auch nicht mehr die Kapazität, Menschen aufzunehmen. Das heißt, wir haben Fälle von Frauen, die stundenlang von Krankenhaus zu Krankenhaus abgewiesen werden oder vor der zuen Tür stehen und dann letztlich das von uns, von Care betriebene Krankenhaus finden, aber dort oft auch teilweise ihre Kinder noch auf der Türschwelle bekommen."

5. Was braucht man dort, um das Krankenhaus weiter betreiben zu können?

O-Ton 5 (Sarah Easter, 30 Sek.):"Was es braucht, ist langfristige Finanzierung. Also seit April war Care gezwungen, mit minimalen Ressourcen weiterzumachen, da das Geld gekürzt wurde. Und bis Ende Januar reicht es noch, um das Krankenhaus am Leben zu erhalten. Aber was dann? Also es herrscht wirklich eine unglaubliche Angst auch in der Region, dass auch dieses Krankenhaus schließen muss, weil dann werden Mütter ihre Kinder zu Hause ohne Hilfe bekommen und eswird viele Todesfälle geben. Nach einem Jahr Regierungswechsel braucht Syrien einfach weiterhin die Aufmerksamkeit und die Finanzierung, damit die Menschen dort nicht im Stich gelassen werden."

6. Was bewegt sie besonders während ihres Besuchs?

O-Ton 6 (Sarah Easter, 44 Sek.):"Ich bin wirklich schockiert darüber, wie einseitig die Diskussionen über Syrien in der Öffentlichkeit sind. Ich habe mit so vielen Menschen gesprochen, die 14 Jahre lang die schlimmsten Dinge erlebt haben. Und unter anderem eine 76-Jährige, die mit dem Löffel im Winter das Eis zerbricht, um Trinkwasser zu bekommenund die mir gesagt hat, danke für alles, was ihr die letzten Jahre für uns getan habt. Aber bitte, bitte gebt uns nicht auf. Auf uns wurde geschossen. Unsere Kinder wurden getötet. Wir wurden als Menschen zerstört. Es ist einfach nichts mehr übrig, von dem wir leben können. Wenn ihr uns jetzt alleine lasst, dann sterben wir. Also das ist etwas, was mich sehr bewegt und was ich gerne möchte, das nichtvergessen wird in dieser Diskussion darüber, weil Syrien braucht einfach die Zeit, um sich wieder aufbauen zu können."

Sarah Easter, CARE-Referentin für Nothilfe-Kommunikation, zur aktuellen Lage in Syrien. Vielen Dank für das Gespräch!

Die Lage in Syrien ist weiterhin katastrophal, vor allem, was die Gesundheitsversorgung angeht. Ein Mutter-Kind-Krankenhaus, das Care in Nordsyrien betreibt, ist eine der wenigen medizinischen Einrichtungen der Region - aber auch hier reicht die Finanzierung voraussichtlich nur noch bis Ende Januar. Alles zur Arbeit von Care und wie auch Sie helfen können, finden Sie im Netz unter care.de.

Pressekontakt:

Uta Gaiser-Hood
gaiserhood(at)care.de
Mobil: +49 179 100 17 19


Original-Content von: CARE Deutschland e.V.,übermittelt durch news aktuell


Themen in diesem Fachartikel:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden  
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 03.12.2025 - 09:00 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 2216256
Anzahl Zeichen: 0

Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: ots
Stadt:

Bonn



Kategorie:



Dieser Fachartikel wurde bisher 1 mal aufgerufen.


Der Fachartikel mit dem Titel:
"Ein Jahr nach Assad - Humanitäre Lage in Syrien weiterhin dramatisch"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

CARE Deutschland e.V. (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).


Alle Meldungen von CARE Deutschland e.V.



 

Wer ist Online

Alle Mitglieder: 50.287
Registriert Heute: 0
Registriert Gestern: 0
Mitglied(er) online: 0
Gäste Online: 43


Bitte registrieren Sie sich hier. Als angemeldeter Benutzer nutzen Sie den vollen Funktionsumfang dieser Seite.