Ein Blick in die Zukunft
Haarer Stadthaushalt für 2026 verabschiedet

(IINews) - Haar– Lkr. München/ Am 25. November 2025 verabschiedete der Haarer Stadtrat den Haushalt für das kommende Jahr. Dr. Peter Siemsen wählte für seine diesjährige Haushaltsrede den Titel „Ein Blick in die Zukunft“. „Erstens nicht planlos und nicht ohne Ziel“, eröffnete er mit einem Zitat des römischen Kaisers und Philosophen Marc Aurel seine Rede, in der er die Haushaltslage vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen und Risiken analysierte. Bei der aus seiner Sicht wesentlichen Fragestellung, ob das Ziel des Gemeinwohls in dem Haushaltsansatz abgebildet ist, kam Siemsen zu einem insgesamt positiven Urteil. Die wichtigen Handlungsfelder Familie, Jugend und Soziales, die nachhaltige Weiterentwicklung der Infrastruktur sowie die Unterstützung der vielfältigen Haarer Vereinslandschaft sind aus seiner Sicht im Haushalt gut abgebildet.
Angesichts der abschmelzenden, finanziellen Rücklagen der Stadt stellte er allerdings fest, dass dringend an der Einnahmenseite gearbeitet werden müsse. „Beim Blick auf die Entwicklung der Haarer Stadtfinanzen kommt mir das Bild eines schmelzenden Alpengletschers in den Sinn“, warnte Siemsen davor, der Entwicklung tatenlos zuzusehen. Den Abschmelzvorgang nur zu verlangsamen, reiche nicht aus, da bei einem abgeschmolzenen Gletscher nicht fruchtbare, grüne Wiese, sondern erst einmal blanker, unwirtlicher Fels zum Vorschein käme. Falls bei der Finanzentwicklung keine Trendumkehr gelingt, sieht er nicht nur wichtige Zukunftsprojekte wie den Schulcampus und die Wärmewende gefährdet, sondern auch wesentliche Strukturen, die Haar heute ausmachen.
Siemsen schloss seine Rede mit dem eindringlichen Appell an alle Stadtratsfraktionen ab, der Ansiedlung von zukunftsfähigem Gewerbe oberste Priorität einzuräumen, um das Gewerbesteueraufkommen deutlich zu erhöhen.
Seine vollständige Haushaltsrede ist nachfolgend veröffentlicht:
Haushaltsrede der FDP in der Haarer Stadtratssitzung am 25.11.2025
– Es gilt das gesprochene Wort –
Redner: Dr. Peter Siemsen, Stadtrat der FDP
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen,
auch meine diesjährige Haushaltsrede möchte ich mit einem Dankeschön beginnen. Dieses gilt wie immer den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung, durch deren Arbeit die notwendige Transparenz der Zahlen in dem zu beschließenden Haushaltsplan sichergestellt wurde. Mein besonderer Dank gilt dabeiunserer Finanzverwaltung, insbesondere Frau Petra Nöthel, die uns wie im Vorjahr mit großer Geduld, Strukturiertheit und Professionalität durch den Aufstellungs- und Abstimmungsprozess geführt hat. Dadurch wurde die Grundlage geschaffen, gemeinsam mit allen beteiligten Fachstellen und Mitgliedern des Stadtrats eine verabschiedungsreife Haushaltsvorlage für 2026 zu erarbeiten.
Der uns vorliegende Haushaltsplan ist ein Blick in die Zukunft.„Erstens nicht planlos und nicht ohne Ziel. Zweitens sein Streben auf nichts anderes richten als auf das Ziel des Gemeinwohls“, schrieb einst der römische Kaiser und Philosoph Marc Aurel in seinen Selbstbetrachtungen zum achtsamen und vernunftorientierten Handeln. Der uns heute vorliegende Haushaltsplan und die mittlere Finanzplanung skizzieren Plan und Ziel, ohne die großen Herausforderungen und die damit verbundenen Risiken zu verschweigen. Die im Haushaltsansatz für das Jahr 2026 prognostizierten Gewerbesteuereinnahmen liegen mit 16 Mio. € um 2 Mio. € über dem Ansatz für 2025. Das ist grundsätzlich erfreulich und dennoch gilt es auch in dieser Haushaltsaussprache festzustellen, dass der Betrag (sofern er denn jährlich tatsächlichrealisiert werden kann) nicht ausreicht, um den Finanzbedarf unserer Stadt in der Zukunft dauerhaft zu decken. In 2026 werden die laufenden Kosten des Verwaltungshaushalts die prognostizierten Einnahmen mit rund 10,5 Mio. € deutlich übersteigen. Die auch in diesem Jahr von der Kämmerei richtigerweise angemahnte strenge Haushaltsdisziplin ist zwar weiterhin wichtig und notwendig, aber allein kein ausreichendes Mittel um das strukturelle Finanzproblem in den Griff zu bekommen.
Welchen Blick in die Zukunft gibt uns der Haushaltsplan für 2026? Ist das Ziel des Gemeinwohls in dem Haushaltsansatz und der mittleren Finanzplanung ausreichend gewürdigt? Insgesamt komme ich hier zu einer durchaus positiven Beurteilung. Wichtige Investitionen in den Handlungsfeldern Familie, Jugend und Soziales sind darin zu finden. Die Sanierungder DINO-Jugendfreizeitstätte ist ebenso in der mittleren Finanzplanung abgebildet wie der zeitnahe Neubau der Kindertagesstätte am Wieselweg und sogar die Planung einer weiteren Kindertagesstätte. Diese Maßnahmen sind bedeutsam für das Gemeinwohl in unserer Stadt. Der Ausbau und dieWeiterentwicklung unserer Kinderbetreuungsangebote entlang des Bedarfs ist die klare Antwort auf die sich ändernden Lebensentwürfe. Wir beugen damit Engpasssituationen vor, die – wie bereits durchlitten – sowohl Eltern als auch unsere Verwaltung vor schwierige Priorisierungen stellen. Ich möchte hier noch einmal ganz klar betonen: Der Grund für die Berufstätigkeit darf bei der Platzvergabe niemals die entscheidende Rolle spielen. Und auch wirksame Jugendsozialarbeit braucht attraktive Treffpunkte. Vereinsamung ist (wie wir seit Corona wissen) nicht nur ein Thema der älteren Generation. Deshalb sind Investitionen in das DINO wichtig.
Auch für die nachhaltige Weiterentwicklung unserer Infrastruktur sind Mittel vorgesehen. Die Sanierung und Aufwertung der Leibstraße kann endlich in Angriff genommen werden. Dank der hervorragenden Mitwirkung aller Fraktionen bei der Erarbeitung eines Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts stehen uns neben Eigenmitteln auch hohe Fördermittel zur Verfügung, ohne die das Projekt in dem geplanten Umfang bei der aktuellen Finanzlage kaum umsetzbar wäre. Positiv hervorzuheben sind ebenfalls die eingeplanten Mittel für die energetische Sanierung der Wohnanlage in der Vaterstettener Straße. Dass wir dieses Projekt nicht weiter auf unbestimmte Zeit vor uns her schieben, ist aufgrund unseres hohen Anspruchs an soziales und nachhaltiges Handeln eine wichtige Entscheidung – auch für die politische Glaubwürdigkeit! Die Beteiligung an der GeoEnergieMünchenOst sichert uns, bei allen Risiken, die Chance auf den Einstieg in eine klima- und landschaftsfreundliche Energiequelle zur Umsetzung der Energie- und Wärmewende in Haar.
Was wäre Haar ohne seine Vereine? Neben den drei großen Einrichtungen Volkshochschule, Musikschule und Nachbarschaftshilfe haben wir eine Vielfalt an Gruppen und Organisationen, die erfreulich weiter wächst – denken wir zum Beispiel an die Ortsgruppe des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz. Umso erfreulicher ist es, dass der Haushaltsansatz für 2026 hier keine schmerzhaften Kompromisse eingehen muss. Unsere Gesellschaft und Wirtschaft befindet sich in einer der größten Transformationen der letzten Jahrzehnte. Menschen aller Alters- und Einkommensgruppen adäquat mitzunehmen, kann nicht allein durch private Einrichtungen, Unternehmen oder allgemeinbildende Schulen geleistet werden. Die Sicherstellung der Handlungsfähigkeit unserer Vereine muss auch zukünftig höchste Priorität bei unseren Entscheidungen haben. Positiv hervorheben möchte ich an dieser Stelle den von der VHS erstellten 5-Jahresplan, der uns ein gesteigertes Maß an Transparenz für die kommenden Jahre bietet.
Wer den Blick auf das Gemeinwohl richtet, kommt an einer mittelfristigen Finanzplanung nicht vorbei. Hierbei ist festzustellen: Der von der Kämmerei aufgezeigte Trend bei der Rücklagenentwicklung der Stadt Haar geht leider weiterhin in die falsche Richtung. Trotz zusätzlicher Schlüsselzuweisungen aus dem kommunalen Finanzausgleich in 2026 in Höhe von fast 2,4 Mio. € schmelzen unsere Rücklagen weiter ab: Von heute 45,6 Mio. € auf 7,5 Mio. € im Jahr 2029. Ganz konkret zeigt die aktualisierte Finanzplanung, dass die Ausgaben, die unsere Kommune derzeit schultert, nicht annähernd durch die Einnahmenseite gedeckt werden kann.
Beim Blick auf die Entwicklung der Haarer Stadtfinanzen kommt mir das Bild eines schmelzenden Alpen-Gletschers in den Sinn. Den Abschmelzvorgang nur zu verlangsamen reicht nicht aus. Denn ist ein Gletscher vollständig abgeschmolzen, kommt nicht sofort fruchtbare, grüne Wiese, sondern erst einmal der blanke, unwirtliche Fels zum Vorschein. Bei unseren Stadtfinanzen dürfen wir einer solchen Entwicklung nicht tatenlos zusehen, denn sie würde nicht nur wichtige Zukunftsvorhaben wie den Schulcampus oder die Wärmewende unter sich begraben. Nein, sie würde auch die wesentlichen Strukturen, die Haar ausmachen, zum Erodieren bringen.
In der laufenden Amtsperiode ist es trotz der stets betonten Haushaltsdisziplin nicht gelungen, die Ausgabenseite zu reduzieren. Ganz im Gegenteil: Pflichtaufgaben im sozialen Bereich, u.a. die Kinderbetreuung und Tariferhöhungen, haben die Personalkosten im Verwaltungshaushalt deutlich ansteigen lassen. Angesichts der hierfür verantwortlichen externen Rahmenbedingungen bin ich skeptisch, dass in den kommenden Jahren signifikante Ausgabenreduzierungen gelingen können.
Gleichzeitig blieben Erfolge bei der Verbesserung der Einnahmenseite bisher aus: Trotz erhöhter Mittelbereitstellung für die Wirtschaftsförderung sind aktuell keine Unternehmensansiedlungen in Sicht, die Anlass zur Hoffnung geben, dass in den nächsten Jahren das Gewerbesteueraufkommen deutlich ansteigen wird. Kommunikation und Marketing allein reichen offensichtlich nicht aus. Deshalb nutze ich das Ende meiner Haushaltsrede noch einmal für einen Appell an alle Fraktionen: Die Ansiedlung von zukunftsfähigem Gewerbe hat oberste Priorität für die Stadt Haar. Diese Aufgabe kann nur gelingen, wenn sie gemeinsam, vorurteilsfrei und mit klarem Fokus angegangen wird! Oder wie es Marc Aurel vermutlich ausdrücken würde: „Erstens nicht planlos und nicht ohne Ziel.“
Ich stimme dem Haushalt zu.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Dr. Peter Siemsen
Vertreter der FDP im Haarer Stadtrat
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Datum: 01.12.2025 - 21:33 Uhr
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