TÜV-Report 2026: Mängelquoten steigen zum vierten Mal in Folge

(ots) - Negativer Trend: Technischer Zustand des Pkw-Bestands verschlechtert sich. Hauptgrund: Alter der Fahrzeugflotte steigt kontinuierlich. Elektrofahrzeuge zeigen Licht und Schatten. Tesla Model Y und Model 3 auf dem letzten und drittletzten Platz im Ranking der jüngeren Fahrzeuge. TÜV-Verband: Modernisierung der Hauptuntersuchung überfällig.
Der technische Zustand des Pkw-Bestands in Deutschland verschlechtert sich. Gut jedes fünfte Fahrzeug (21,5 Prozent) fällt bei der Hauptuntersuchung (HU) mit"erheblichen"oder"gefährlichen Mängeln"durch und erhält keine Plakette. Das ist ein Ergebnis des"TÜV-Report 2026", der vom TÜV-Verband gemeinsam mit der AutoBild herausgegeben wird. Im Vergleich zum Vorjahresreport ist die Mängelquote um 0,9 Punkte gestiegen. Es ist der vierte Anstieg in Folge seit dem historischen"Corona-Tief"von 17,9 Prozent im TÜV-Report 2022. Fahrzeuge mit erheblichen oder gefährlichen Mängeln müssen umgehend repariert und innerhalb von vier Wochen erneut vorgeführt werden. Darüber hinaus sind 12,3 Prozent der geprüften Pkw von den TÜV-Sachverständigen mit"geringen Mängeln"beanstandet worden (plus 0,8 Punkte). Nur 66,1 Prozent waren"mängelfrei": Der Anteil der Fahrzeuge ohne Mängel ist so niedrig wie seit neun Jahren nicht mehr."Der Trend bei der technischen Fahrzeugsicherheit ist eindeutig negativ. Das zeigen die HU-Auswertungen der vergangenen zehn Jahre", sagte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, bei der Vorstellung des TÜV-Reports 2026 in Berlin. Ein zentraler Grund ist aus Sicht des TÜV-Verbands die alternde Pkw-Flotte in Deutschland. Das Durchschnittsalter liegt laut KBA aktuell bei 10,6 Jahren. Zum Vergleich: 2015 waren es noch 9,0 Jahre. Bühler:"In der Gesamtschau macht die Alterung des Fahrzeugbestands technische Fortschritte bei der Sicherheit zunichte."Ein weiterer Fokus des aktuellen TÜV-Reports liegt auf dem Thema Elektromobilität. Erstmals sind 18 E-Autos in der Statistik vertreten. Bühler:"Die Modellvielfalt wächst. Immer mehr interessante Elektrofahrzeuge drängen auf den Gebrauchtwagenmarkt und entwickeln sich auch dank attraktiver Preise zu einer echten Alternative zum Verbrenner."
Stromer im Fokus: Elektroautos von Top bis Flop
Die im Report vertretenen Elektrofahrzeuge schneiden in der HU-Auswertung aller Antriebsarten sehr unterschiedlich ab. Im Ranking der 2 bis 3 Jahre alten Fahrzeuge erzielen Mini Cooper SE (EM-Quote: 3,5 Prozent), Audi Q4 e-tron (4,0 Prozent) und Fiat 500e (4,2 Prozent) sehr gute Platzierungen rund um die Top Ten. Im vorderen Mittelfeld reihen sich die beliebten VW-Modelle ID.3 (5,5 Prozent) und ID.4/ID.5 (6,1 Prozent) ein. Weit hinten liegen Skoda Enyaq (9,1 Prozent) und Dacia Spring (13 Prozent). Den letzten Platz von 110 Fahrzeugen belegt das Tesla Model Y mit einer Mängelquote von 17,3 Prozent. Bemerkenswert: Das ist der höchste Mängelwert in dieser Altersklasse seit zehn Jahren. Beim Model Y werden vor allem Mängel an den Achsaufhängungen, an den Bremsscheiben und an der Beleuchtung beanstandet. Nur zwei Plätze weiter vorne liegt das Model 3mit einer EM-Quote von 13,1 Prozent. Das Model 3 hatte in den TÜV-Reports der beiden Vorjahre den letzten Platz im Ranking der 2- bis 3-Jährigen belegt. Tesla Model 3 und Model Y weisen mit 56.000 und 55.000 Kilometern bei der ersten HU zwar überdurchschnittlich hohe Laufleistungen aus."Die Tesla-Fahrzeuge beweisen, dass E-Autos voll langstreckentauglich sind", sagte Bühler."Trotzdem enttäuschen die Tesla-Modelle beim TÜV-Report. Andere Fahrzeuge mit ähnlichen oder noch höheren Laufleistungen schneiden deutlich besser ab."Neben konstruktionsbedingten Mängeln spielten offenbar Defizite bei Service und Wartung eine Rolle.
Bei den Hauptuntersuchungen zeigen viele Elektrofahrzeuge einige antriebstypische Mängel."Achsaufhängungen leiden unter dem hohen Gewicht der Antriebsbatterie und die Bremsen werden aufgrund der Rekuperation selten genutzt", sagte Bühler."Das kann zu Mängeln an den Bremsscheiben führen und es besteht die Gefahr, dass die Bremsfunktion nachlässt."E-Auto-Fahrer sollten daher regelmäßig bewusst bremsen.
Gesamtsieger ist der Kleinwagen Mazda 2
Gesamtsieger des TÜV-Reports 2026 ist der Kleinwagen Mazda 2. Die TÜV-Sachverständigen beanstandeten nur 2,9 Prozent der 2 bis 3 Jahre alten Fahrzeuge mit erheblichen Mängeln. Das ist die niedrigste Mängelquote aller geprüften Fahrzeuge."Der Mazda 2 ist ein solider Kleinwagen, der auch mit steigendem Alter unter dem Mängelschnitt bleibt. Glückwunsch!", sagte Bühler. In den anderen Altersklassen überzeugen VW Golf Sportsvan und VW T-Roc (4-5 Jahre), erneut der T-Roc (6-7 Jahre), Mazda CX-3 (8-9 Jahre), die Mercedes B-Klasse (10-11 Jahre) und VW Touareg (12-13 Jahre). In den verschiedenen Fahrzeugklassen (Alter: 2-3 Jahre) gewinnt bei den Minis der elektrische Fiat 500e, bei den Kleinwagen der Gesamtsieger Mazda 2 und in der Kompaktklasse der BMW 1er. In der Mittelklasse liegt die Mercedes C-Klasse vorne, bei den SUVs der VW T-Roc und bei den Vans die B-Klasse von Mercedes.
BMW 5er/6er verliert in zwei Altersklassen
Verlierer der Altersklassen sind neben dem Tesla Model Y (2-3 Jahre) zwei Mal der BMW 5er/6er (4-5 Jahre, 8-9 Jahre), zwei Mal der Dacia Duster (6-7 Jahre, 10-11 Jahre) sowie der Renault Clio (12-13 Jahre). Der BMW 5er/6er wird darüber hinaus einmal vorletzter und einmal drittletzter. Der 5er verfügt wie andere BMW-Modelle über eine aktive Motorhaube, die den Schutz von Fußgängern bei einem Aufprall verbessern soll. Die Dämpfer müssen alle fünf Jahre erneuert werden, was häufig unterbleibt."Neben diesem Sondereffekt hat der BMW 5erüberdurchschnittlich viele Mängel an den Kardanwellen, bei der Abgasuntersuchung sowie zum Teil an Federn und Dämpfern", sagte Bühler.
Mit dem Alter steigen die Mängelquoten
Mit dem Alter der Fahrzeuge steigen naturgemäß die Mängelquoten. Fällt bei der zweiten HU nach fünf Jahren jedes zehnte Fahrzeug durch, ist es bei der fünften Prüfung nach 11 Jahren fast jedes vierte (22,9 Prozent) und bei der siebten nach 15 Jahren nahezu jedes dritte (32,9 Prozent). Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ist mehr als jeder vierte (27,4 Prozent) Pkw in Deutschland 15 Jahre oder älter. Das entspricht rund 13,5 Millionen Fahrzeugen. Neben den"erheblichen Mängeln"erfassen die Prüforganisationen auch"gefährliche"bzw."verkehrsgefährdende"Mängel. Dazu zählen zum Beispiel undichte Bremsleitungen, lockere Lenkungsteile oder gebrochene Federbeine. Bezogen auf alle Hauptuntersuchungen in Deutschland betrifft das rund 135.000 Fahrzeuge. Weitere rund 12.000 Fahrzeuge wurden als"verkehrsunsicher"eingestuft und mussten sofort stillgelegt werden. Jeweils rund 90 Prozent dieser Fahrzeuge sind 10 Jahre oderälter.
TÜV-Verband und AutoBild küren erstmals"Sieger Langzeitqualität"
Auch deshalb küren TÜV-Verband und AutoBild im TÜV-Report 2026 erstmals den"Sieger Langzeitqualität". Das ist der Hersteller, der bei den 10 bis 11 Jahre alten Fahrzeugen im Schnitt der im TÜV-Report vertretenen Modelle die niedrigste Mängelquote bei den sicherheitsrelevanten erheblichen Mängeln hat. Der Sieger ist in diesem Jahr Mercedes mit einer durchschnittlichen Mängelquote in dieser Altersklasse von 18,5 Prozent. Auf den Plätzen zwei und drei landen Audi (19,2 Prozent) und Toyota (22 Prozent)."Die Kunden honorieren hohe Qualität, Langlebigkeit und guten Service", sagte Bühler."Hochwertige Fahrzeuge, die gut gepflegt und regelmäßig geprüft werden, erfreuen ihre Halter und leisten einen wichtigen Beitrag für die Verkehrssicherheit auf Deutschlands Straßen."
Modernisierung der Hauptuntersuchung längst überfällig
Aus Sicht des TÜV-Verbands ist es überfällig, die Hauptuntersuchung an die Erfordernisse der Digitalisierung, Elektrifizierung sowie des Umwelt- und Klimaschutzes anzupassen."Die EU-Kommission hat dazu kürzlich Vorschläge vorgelegt, die wir begrüßen", sagte Bühler. Dazu gehöre, die Sicherheit von E-Autos stärker in den Fokus der technischen Überwachung zu rücken."Derzeit beschränkt sich die Prüfung der Antriebsbatterien im Wesentlichen auf eine Sichtprüfung", sagte Bühler. Künftig sollte das Hochvoltsystem um zusätzliche Prüfpunkte ergänzt werden, um Risiken wie elektrische Schläge oder Überspannungen zu verringern. Dafür brauchen Prüforganisationen einen umfassenderen Zugang zu relevanten Fahrzeugdaten. Zudem sollte der Gesundheitszustand der Antriebsbatterie (State of Health) standardisiert bestimmt werden. Bühler:"Unterschiedliche Verfahren von Herstellern, Prüforganisationen und Dienstleistern führen bislang zu uneinheitlichen Ergebnissen - eine Harmonisierung würde den Markt für gebrauchte E-Autos stärken."
Darüber hinaus fordert der TÜV-Verband eine digitale Weiterentwicklung der HU. Prüforganisationen müssen nachvollziehen können, ob ein Fahrzeug die zugelassene Software in der korrekten Version nutzt, um die Cybersicherheit zuverlässig beurteilen zu können. Eine entsprechende EU-Regelung fehlt bislang. Ergänzend setzt sich der Verband für ein nationales digitales Fahrzeugregister ein, in dem Fahrzeughistorien, Halterwechsel und alle sicherheits- und umweltrelevanten Änderungen dokumentiert werden. Bühler:"Ein digitales Fahrzeugregister würde Bürgern und Behörden Prozesse erleichtern und zugleich Manipulationen und Betrugsversuche deutlich erschweren."
Der AutoBild TÜV-Report ist seit mehr als 50 Jahren für Autofahrer, Hersteller und Politik eine verlässliche Informationsquelle, die den technischen Zustand und damit das Sicherheitsniveau der Fahrzeuge in Deutschlands abbildet."Elektromobilität ist ein Schwerpunkt im aktuellen Heft", sagte Maurice Shahd, Chefredakteur des AutoBild TÜV-Reports."Neben den 18 E-Modellen in der Auswertung enthält das Magazin weitere attraktive Stromer sowie eine Kaufberatung."Ein umfangreicher Test von Ganzjahresreifen liefert zusätzlichen Nutzwert und eine Reportage gibt Einblicke in die Welt einer Fahrschule. Dazu schreibt Moderator und begeisterter Oldi-Fahrer Günther Jauch exklusiv seine Einschätzung zur geplanten Führerscheinreform. Der AutoBild TÜV-Report 2026 ist seit dem 20. November 2026 für 5,90 Euro im Handel oder digital unter www.ikiosk.de erhältlich.
Weitere Informationen und eine Präsentation mit den Ergebnissen sind abrufbar unter: www.tuev-verband.de/pressemitteilungen/tuev-report-2026
Methodik-Hinweis: Herausgeber des TÜV-Reports 2026 ist der TÜV-Verband, der den Gebrauchtwagenreport gemeinsam mit der AutoBild produziert. Für den TÜV-Report 2026 hat die Redaktion 9,5 Millionen Hauptuntersuchungen von Pkw ausgewertet, die von den TÜV-Prüfstellen in der Zeit vom 01.07.2024 bis 30.06.2025 durchgeführt wurden. Untersucht wurden für den aktuellen TÜV-Report 216 verschiedene Fahrzeugtypen, darunter 18 reine Elektrofahrzeuge.
Über den TÜV-Verband: Als TÜV-Verband e.V. vertreten wir die politischen Interessen der TÜV-Prüforganisationen und fördern den fachlichen Austausch unserer Mitglieder. Wir setzen uns für die technische und digitale Sicherheit sowie die Nachhaltigkeit von Fahrzeugen, Produkten, Anlagen und Dienstleistungen ein. Grundlage dafür sind allgemeingültige Standards, unabhängige Prüfungen und qualifizierte Weiterbildung. Unser Ziel ist es, das hohe Niveau der technischen Sicherheit zu wahren, Vertrauen in die digitale Welt zu schaffen und unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Dafür sind wir im regelmäßigen Austausch mit Politik, Behörden, Medien, Unternehmen und Verbraucher:innen.
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Datum: 20.11.2025 - 09:30 Uhr
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