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Gut jedes siebte Kind armutsgefährdet

ID: 2212345

(ots) -
- Minderjährige mit Einwanderungsgeschichte vier Mal so häufig betroffen wie Gleichaltrige ohne Einwanderungsgeschichte
- 11,3 % der unter 16-Jährigen aus finanziellen Gründen benachteiligt

15,2 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland waren 2024 armutsgefährdet. Damit war gut jede siebte Person unter 18 Jahren betroffen. Das entspricht gut 2,2 Millionen Kindern und Jugendlichen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand von Ergebnissen der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) zum Internationalen Tag der Kinderrechte am 20.November mitteilt. Die Armutsgefährdungsquote von Minderjährigen lag damit leicht unter der der Gesamtbevölkerung (15,5 %). Ähnlich wie letztere ist auch die Armutsgefährdungsquote von Kindern und Jugendlichen zuletzt gestiegen: 2023 hatte sie bei 14,0 % gelegen (Bevölkerung insgesamt 14,4 %).

Mit 15,2 % lag der Anteil der armutsgefährdeten Kinder und Jugendlichen in Deutschland im Jahr 2024 unter dem Durchschnitt in der Europäischen Union. Dort waren 19,3 % betroffen.

Nach EU-SILC gilt eine Person als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 % des mittleren Nettoäquivalenzeinkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Das Nettoäquivalenzeinkommen ist ein gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen, das das Einkommen von Personen unter Berücksichtigung von Haushaltsgröße und -zusammensetzungvergleichbar macht. Es ergibt sich aus dem Gesamteinkommen eines Haushalts sowie der Anzahl und dem Alter der von diesem Einkommen lebenden Personen. Im Jahr 2024 lag die Armutsgefährdungsschwelle für eine alleinlebende Person bei 1 381 Euro pro Monat. Ein Alleinerziehenden-Haushalt mit einemKind unter 14 Jahren gilt folglich als armutsgefährdet, wenn ihm weniger als 1 795 Euro netto im Monat zur Verfügung stehen, für Haushalte mit zwei Erwachsenen mit zwei Kindern unter 14 Jahren trifft dies bei weniger als 2 900 Euro netto zu. Um das Einkommen vollständig zu erfassen, wirdhierbei das Vorjahreseinkommen erfragt.





Kinder und Jugendliche von Eltern mit niedrigerem Bildungsabschluss besonders armutsgefährdet

Wie stark Kinder und Jugendliche armutsgefährdet sind, hängt auch von der Bildung ihrer Eltern ab. Die Armutsgefährdungsquote von Minderjährigen, deren Eltern über einen niedrigeren Bildungsabschluss verfügten - wie etwa einen Haupt- oder Realschulabschluss ohne beruflichen Abschluss -, lag 2024 bei 41,8 %. Unter Kindern und Jugendlichen von Eltern mit einem mittleren Bildungsabschluss waren 15,2 % armutsgefährdet. Dazu zählen beispielsweise eine abgeschlossene Berufsausbildung oder das Abitur. Hatten die Eltern einen höheren Bildungsabschluss wie etwa einen Meistertitel oder ein abgeschlossenes Studium, waren 7,2 % der Kinder und Jugendlichen von Armut bedroht.

Minderjährige mit Einwanderungsgeschichte deutlich häufiger betroffen

Unter 18-Jährige, die selbst oder deren Eltern beide nach Deutschland eingewandert sind, sind etwa vier Mal so häufig armutsgefährdet wie Gleichaltrige ohne Einwanderungsgeschichte. Bei Kindern und Jugendlichen mit Einwanderungsgeschichte lag die Armutsgefährdungsquote 2024 bei 31,9 %. Bei Menschen ohne Einwanderungsgeschichte in derselben Altersgruppe betrug sie 7,7 %.

11,3 % der unter 16-Jährigen materiell oder sozial benachteiligt

Kinder und Jugendliche haben altersspezifische Bedürfnisse. Können diese aus finanziellen Gründen nicht hinreichend erfüllt werden, sind sie von sogenannter kinderspezifischer Deprivation betroffen. Das traf 2024 auf 11,3 % der unter 16-Jährigen zu. Sie lebten somit in Haushalten, denen die finanziellen Mittel für eine angemesseneAusstattung oder altersgerechte soziale und kulturelle Teilhabe fehlten. Insgesamt werden dabei 17 Merkmale betrachtet - wenn mindestens drei davon aus finanziellen Gründen nicht erfüllt werden können, liegt eine kinderspezifische Deprivation vor.

So lebten beispielsweise 19 % der unter 16-Jährigen in einem Haushalt, der abgewohnte oder kaputte Möbel nicht ersetzen konnte. Eine einwöchige Urlaubsreise war für 12 % der Kinder und Jugendlichen aus finanziellen Gründen nicht möglich. Rund 5 % der Kinder mussten auf regelmäßige Freizeitaktivitäten wie die Mitgliedschaft im Sportverein oder Kinobesuche verzichten, rund 3 % auf mindestens zwei Paar Schuhe für den Alltag in gutem Zustand. Jeweils zwischen 1 % und 2 % der unter 16-Jährigen konnten aus finanziellen Gründen keine Freunde zu sich nach Hause zum Essen oder Spielen einladen, keine Feste zubesonderen Anlässen wie beispielsweise Geburtstagen feiern oder täglich frisches Obst und Gemüse bekommen.

Mit einem Anteil von 11,3 % der unter 16-Jährigen lag die kinderspezifische Deprivation in Deutschland im Jahr 2024 unter dem Durchschnitt in der Europäischen Union. Dort waren 13,6 % betroffen.

Methodische Hinweise:

Zur Berechnung der Armutsgefährdungsquote wird das von allen Haushaltsmitgliedern zusammen erzielte Haushaltsnettoeinkommen des Vorjahres herangezogen. Das Haushaltsnettoeinkommen wird auf die Personen des Haushalts nach einem Gewichtungsschlüssel (Äquivalenzskala) verteilt, der unterschiedliche Haushaltsstrukturen berücksichtigt sowie den Umstand, dass Personen in einem Haushalt durch das Zusammenleben Einspareffekte bei den laufenden Kosten erzielen. Die Äquivalenzskala weist jeder Person im Haushalt ein Gewicht zu. Nach der modifizierten OECD-Skala, die bei EU-SILC angewendet wird, erhält die erste erwachsene Person stets das Gewicht 1. Jede weitere Person erhält ein Gewicht, das die Größenordnung des Mehrbedarfs berücksichtigen soll, der durch diese Person entsteht: Weitere Erwachsene und Kinder ab 14 Jahren erhalten das Gewicht 0,5, Kinder unter 14 Jahren das Gewicht 0,3. So ergibt sich bei einer Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren beispielsweise das Gesamtgewicht 2,1. Das verfügbare Haushaltseinkommen wird nun durch die Summe der Gewichte dividiert. Das so ermittelte Einkommen der Personen wird als"bedarfsgewichtetesÄquivalenzeinkommen"bezeichnet und jeder Person im Haushalt als persönliches Äquivalenzeinkommen zugeschrieben.

Bei dem höchsten Bildungsabschluss der Eltern werden Kinder in Haushalten betrachtet, die mit zwei oder einem Elternteil zusammenleben. Der höchste erreichte Bildungsabschluss bezieht sich dabei auf mindestens ein Elternteil.

Der Indikator"kinderspezifische Deprivation"wird seit 2021 alle drei Jahre erhoben und bezieht sich auf Kinder unter 16 Jahren. Er ergänzt die jährlichen Informationen, die zur Berechnung des Indikators"Gefährdung durch Armut oder soziale Ausgrenzung (AROPE)"und seiner drei Teilindikatoren verwendet werden. Aus methodischen Gründen ist ein Vergleich der Ergebnisse in Deutschland für 2024 mit 2021 nicht möglich.

Eine Person hat eine Einwanderungsgeschichte, wenn entweder sie selbst oder beide Elternteile seit 1950 auf das heutige Staatsgebiet Deutschlands eingewandert sind.

Die Ergebnisse entstammen der europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (European Union Statistics on Income and Living Conditions, EU-SILC). EU-SILC ist die amtliche Hauptdatenquelle für die Messung von Armutsgefährdung und Lebensbedingungen in Deutschland und der EU. In Deutschland ist dieErhebung seit dem Jahr 2020 als Unterstichprobe in den Mikrozensus integriert. Aufgrund der damit verbundenen umfangreichen methodischen Änderungen ist ein Vergleich der Ergebnisse ab 2020 mit den Vorjahren nicht möglich. Ausführliche Informationen hierzu bietet eine Sonderseite im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes.

Weitere Informationen:

Diese und weitere Ergebnisse der Erhebung EU-SILC sind im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes auf der Themenseite Einkommen und Lebensbedingungen, Armutsgefährdung sowie in der Eurostat-Datenbank veröffentlicht.

Weitere Ergebnisse zur Situation der Bevölkerung nach Einwanderungsgeschichte in Deutschland bietet der Statistische Bericht"Bevölkerung nach Einwanderungsgeschichte"sowie die Themenseite"Migration und Integration"im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes.

Diese Pressemitteilung ist, gegebenenfalls ergänzt mit weiteren Informationen und Verlinkungen zum Thema, veröffentlicht unter www.destatis.de/pressemitteilungen.

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Datum: 17.11.2025 - 08:00 Uhr
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