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Vielfaltsbarometer 2025: Die Akzeptanz von gesellschaftlicher Vielfalt in Deutschland sinkt -Polarisierung nimmt zu

ID: 2197957

(ots) -
- Aktuelle Daten der Robert Bosch Stiftung zeigen: Bürger:innen in Deutschland stehen gesellschaftlicher Vielfalt weniger offen gegenüber als 2019 - insbesondere ethnische und religiöse Diversität wird zunehmend abgelehnt.
- In Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und im Saarland erfährt Vielfalt laut Vielfaltsbarometer 2025 die höchste Akzeptanz.
- Wenn sich gesellschaftliche Spaltung vertieft, bleiben Dialog und Begegnung zwischen Menschen zentrale Hebel für den Zusammenhalt in der Gesellschaft.

Die Zustimmung zur gesellschaftlichen Vielfalt in Deutschland nimmt spürbar ab. Das zeigt die aktuelle Ausgabe des Vielfaltsbarometers 2025 der Robert Bosch Stiftung. Das Vielfaltsbarometer ist eine repräsentative Befragung zum gesellschaftlichen Zusammenleben in Deutschland, die zuletzt 2019 durchgeführt wurde.

Während 2019 noch 63 Prozent der Befragten zunehmende Vielfalt eher oder sehr stark als Bereicherung erachteten, waren es 2025 noch 45 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil derjenigen, die Vielfalt als Bedrohung wahrnehmen, um 17 Prozent.

Der Vielfaltsgesamtindex fällt von 68 Punkten im Jahr 2019 auf aktuell 63 Punkte (Skala 0-100). Zwar liegt dieser Wert weiterhin über dem Mittelwert, der Rückgang ist jedoch ein deutliches Signal für wachsende gesellschaftliche Spannungen.

Gesellschaftliche Veränderungen und globale Krisen hinterlassen Spuren

Das Zusammenspiel unterschiedlicher globaler Krisen - von Pandemieüber Energie- und Sicherheitsfragen bis hin zu ökonomischen Unsicherheiten - belaste, so die Autor:innen der Studie, die Offenheit der Bevölkerung gegenüber Vielfalt."Viele Menschen fühlen sich aktuell verunsichert oder überfordert. Verlustängste führen dazu, dass Abgrenzung als vermeintlicher Schutz empfunden wird", erklärt Ottilie Bälz, Bereichsleiterin Globale Fragen bei der Robert Bosch Stiftung.

Menschen mit Behinderung erfahren die meiste gesellschaftliche Akzeptanz, niedrige Werte für ethnische Herkunft und Religion





Das Vielfaltsbarometer der Robert Bosch Stiftung untersucht die Einstellung der Bevölkerung zu sieben Dimensionen gesellschaftlicher Vielfalt: Lebensalter, Behinderung, Geschlecht, sexuelle Orientierung, sozioökonomische Schwäche, ethnische Herkunft und Religion. Die aktuellen Ergebnisse zeigen: In vier dieser Bereiche ist die Akzeptanz seit 2019 rückläufig, zum Teil sogar deutlich gesunken.

Besonders stabil bleibt die Zustimmung beim Aspekt Behinderung, der weiterhin die höchsten Werte erzielt (82 Punkte). Es zeigt sich, dass Menschen mit Behinderung im Vergleich zu anderen Vielfaltsgruppen häufig mehr Empathie entgegengebracht wird. Auch die Einstellung gegenüber dem Lebensalter bleibt weitgehend konstant (71 Punkte). Beim Thema Geschlecht ist sogar ein positiver Trend zu verzeichnen - hier steigt die Akzeptanz um fünf Punkte auf 74 Skalenpunkte. Im Gegensatz dazu verliert die Dimension sexuelle Orientierung rund acht Punkte (auf 69 Punkte) und verzeichnet damit einen spürbaren Rückgang.

Noch kritischer wird die ethnische Herkunft bewertet: Im Bundesschnitt sinkt die Zustimmung um bis zu 17 Punkte - der stärkste Rückgang aller untersuchten Dimensionen. Auch die Akzeptanz gegenüber Religion ist stark rückläufig. Mit einem Bundesdurchschnitt von lediglich 34 Punkten zeigt sich eine weit verbreitete Ablehnung, die insbesondere Muslim:innen betrifft. Religiöse Christ:innen und Jüd:innen erfahren hingegen deutlich weniger Zurückweisung. Im Vergleich zu allen anderen Dimensionen fallen die Akzeptanzwerte so niedrig wie nirgendwo anders aus.

Das Merkmal sozioökonomische Schwäche schneidet ebenfalls schlecht ab und bestätigt den Trend: Die gesellschaftliche Offenheit gegenüber benachteiligten Gruppen nimmt ab - ein besorgniserregendes Signal für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Das Ost-West-Gefälle löst sich auf

Bürger:innen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen zeigen im Bundesvergleich die höchsten Akzeptanzwerte, gefolgt von dem Saarland und Hamburg. Das Mittelfeld umfasst Niedersachsen, Bremen, Berlin, Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Baden-Württemberg. Thüringen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern bilden das Schlusslicht.

Auffällig ist: Das frühere West-Ost-Gefälle findet sich so nicht mehr, auch im Westen sinkt die Akzeptanz zunehmend. Insbesondere in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg haben sich die Werte im Vergleich zu 2019 verschlechtert."Die Gräben zwischen Befürworter:innen und Gegnern:innen von Vielfalt haben sich seit 2019 vertieft. Einige politische und mediale Akteure nutzen Unsicherheiten gezielt, um Spaltung noch zu verstärken", kommentiert Dr. Ferdinand Mirbach, Senior Experte und Vielfaltsbeauftragter der Robert Bosch Stiftung, die Ergebnisse.

Stiftungsprojekte zeigen: Begegnung und Dialog fördern Akzeptanz

Neben diesen alarmierenden Ergebnissen zeigt das Vielfaltsbarometer 2025 Lösungsansätze für mehr Akzeptanz: Begegnungen von Menschen im Alltag, Dialogformate und gemeinsames Lernen können Akzeptanz fördern."Gesellschaftliche Vielfalt ist Realität - und sie wird weiter zunehmen. Sie kann ein Gewinn für uns alle sein, wenn wir sie konstruktiv gestalten. Dafür müssen Räume geschaffen werden, in denen unterschiedliche Gruppen einander begegnen", betont Mirbach. Die Robert Bosch Stiftung fördert zahlreiche Projekte bundesweit, die sich auf lokaler und regionaler Ebene für gelingendes Zusammenleben einsetzen, so beispielsweise die Islamberatung, die seit über zehn Jahren für besseres gegenseitiges Verständnis zwischen Kommunalverwaltungen und muslimischen Vereinen und Organisationen sorgt."Mit dem Vielfaltsbarometer möchte die Stiftung mit Fakten zu einer oft emotional geführten Debatte beitragen. Zu oft reden wir über Vielfalt auf Grundlage von Mutmaßungen. Unsere Daten helfen, Entwicklungen sichtbar zu machen und die Diskussion zu versachlichen", ergänzt Ottilie Bälz von der Robert Bosch Stiftung.

Über das Vielfaltsbarometer

Das Vielfaltsbarometer der Robert Bosch Stiftung ist eine repräsentative Befragung zum gesellschaftlichen Zusammenleben in Deutschland. Es misst Einstellungen zu sieben Dimensionen von Vielfalt - darunter Lebensalter, Behinderung, Geschlecht, sexuelle Orientierung, sozioökonomische Schwäche, ethnische Herkunft und Religion - und bündelt die Ergebnisse in einem Vielfaltsgesamtindex. Für die Ausgabe 2025 wurden im Mai 4.761 deutschsprachige Personen ab 16 Jahren online befragt, darunter 1.074 mit Migrationshintergrund.

Die Studie wurde vom wissenschaftlichen Team der Constructor University Bremen im Auftrag der Robert Bosch Stiftung konzipiert und ausgewertet.

Die vollständige Studie finden Sie unter: www.bosch-stiftung.de/de/publikation/das-vielfaltsbarometer-2025

Pressekontakt:

Stefanie Kaufmann Dimeski
Pressereferentin
Robert Bosch Stiftung
Stefanie.KaufmannDimeski(at)bosch-stiftung.de
Tel. +49 30 220025-312


Original-Content von: Robert Bosch Stiftung GmbH,übermittelt durch news aktuell


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Datum: 16.09.2025 - 05:00 Uhr
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