"Bau-Turbo"droht Wohnungskrise zu verschärfen: Bündnis fordert Stopp des Bau-Turbo oder umfassende Nachbesserungen am Gesetzesentwurf

(ots) -
- Anlässlich der ersten Anhörung zur Novelle des Baugesetzbuchs am 10. September fordern zivilgesellschaftliche Organisationen"Umbau-Turbo"in einem gemeinsamen Forderungspapier
-"Bau-Turbo"setzt auf kurzfristige Quantität statt langfristige Qualität - demokratische Planung, soziale Gerechtigkeit und Umweltstandards drohen auf der Strecke zu bleiben
- Organisationen fordern Ablehnung des"Bau-Turbo"in seiner aktuellen Form durch Parlament und zweite umfassende BauGB-Novelle für sozial gerechte und ökologische Stadtentwicklung noch in dieser Legislaturperiode
Im Vorfeld der ersten Anhörung zur sogenannten"kleinen"Novelle des Baugesetzbuchs im Bauausschuss am 10. September fordert ein breites Bündnis zivilgesellschaftlicher Akteure den Abschied vom"Bau-Turbo"oder umfassende Nachbesserungen. Der Paragraph 246e adressiert in seiner aktuellen Fassung die komplexen Ursachen der Wohnungskrise nicht ausreichend und könnte bestehende Probleme sogar verschärfen. Statt bewährte Planungsinstrumente weiterzuentwickeln, setze der"Bau-Turbo"aufübereilte Verfahren und kurzfristige Bauzahlen, so das Bündnis. Dies führe weder zu bezahlbarem noch klimafreundlichem Wohnraum. Das Bündnis aus Deutscher Umwelthilfe (DUH), Bundesarchitektenkammer, Paritätischem Wohlfahrtsverband und Architects for Future warnt davor, den"Bau-Turbo"in seiner jetzigen Fassung zu beschließen und damit die sozialen, ökologischen und städtebaulichen Probleme massiv zu verschärfen. Der Zusammenschluss aus Architekten-, Umwelt- und Sozialverbänden fordert einen"Umbau-Turbo", der soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und demokratische Planung miteinander verbindet.
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH:"Mit dem Bau-Turbo droht die Bundesregierung, der Klima- und Ressourcenschutzpolitik einen Bärendienst zu erweisen. Der Bundestag muss den Entwurf in seiner jetzigen Form entschieden ablehnen, denn zukunftssicheren, bezahlbaren Wohnraum gibt es mit dem Bau-Turbo nicht. Massiver Neubau produziert enorme Mengen grauer Emissionen - jede zusätzliche Tonne verschärft die Klimakrise.Stattdessen müssen wir die Potenziale im Gebäudebestand nutzen: Umbauten und Sanierungen sind schneller, günstiger und ressourcenschonender als Neubau. Heute fallen immer noch unzählige Bäume und Grünflächen dem Neubau zum Opfer. Kommunen brauchen klare Vorgaben für Grünanteile, Entsiegelung, Hitzeschutz und wassersensible Maßnahmen, damit Städte lebenswert bleiben und nicht zu Hitzeinseln werden. Ein echter Umbau-Turbo muss deshalb von der Weiterentwicklung verbindlicher planerischer, ökologischer und sozialer Standards begleitet werden."
Elisabeth Broermann, Architects for Future Deutschland:"Wer wirklich schnell Wohnraum schaffen will, braucht keinen Bau-Turbo , sondern einen Umbau-Turbo . Leerstehende Gebäude, ungenutzte Dachflächen und zu große Wohnungen können in wenigen Monaten umgebaut werden - günstiger, klimafreundlicher und ohne neue Flächen zu versiegeln. So schützen wir Ressourcen, senken CO2-Emissionen und machen unsere Städte zukunftsfähig. Wir können es unsnicht mehr leisten, so weiter zu bauen, als gäbe es kein Morgen."
Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer:"Wir haben die Wohnungskrise erkannt. Die Kammern sehen gemeinsam mit den Mitunterzeichnenden viele Möglichkeiten für Lösungen und Verbesserungen, zum Beispiel durch einfacheres Bauen nach Gebäudetyp E. Ein Bau-Turbo kann der richtige Ansatz sein, hat aber in der jetzigen Ausformulierung noch Schwachstellen. Fläche ist eine endliche Ressource - wer sie verbraucht, schafft Flächenkonkurrenz, verdrängt Landwirtschaft und Natur und gefährdet unsere Zukunftsfähigkeit. Schneller Wohnungsbau darf nicht heißen, dass wir soziale, ökologische und baukulturelle Standards über Bord werfen. Gute Planung bedeutet: Innenentwicklung vor Zersiedelung, bezahlbarer Wohnraum statt Renditeprojekte und Qualität statt Schnellschüsse um jeden Preis."
Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes:"Die Wohnarmut ist dramatisch. Bezahlbarer Wohnraum ist eine der zentralen sozialen Fragen unserer Zeit. In der Praxis im Paritätischen erleben wir täglich, wie Menschen und soziale Einrichtungen unter der Wohnungsnot leiden. Der geplante Bau-Turbo beschleunigt zwar Verfahren, löst aber nicht das Problem, dass es an dauerhaft bezahlbarem und gemeinnützigem Wohnraum fehlt. Wir fordern: mehr Mieterschutz, mehr Sozialwohnungen, mehr Verantwortung für soziales und nachhaltiges Wohnen!"
Link:
Zum Forderungspapier: https://l.duh.de/p250827
Pressekontakt:
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin DUH
0170 7686923, metz(at)duh.de
Elisabeth Broermann, Architects for Future Deutschland
0156 78397516, politik(at)architects4future.de, presse(at)architects4future.de
Cathrin Urbanek, ReferatsleiterinÖffentlichkeitsarbeit Bundesarchitektenkammer
030 263944-40, urbanek(at)bak.de
Pressestelle, Paritätischer Gesamtverband
030 24636-305, pr(at)paritaet.org
DUH-Newsroom:
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Datum: 27.08.2025 - 10:30 Uhr
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