Deutsche Umwelthilfe belegt: HVO100 aus Altspeiseöl klimaschädlicher als fossiler Diesel

(ots) -
- Neue Studie im Auftrag der DUH: HVO100 und"Bio"-Diesel aus Altspeiseöl in der Gesamtbetrachtung von der Produktion bis zum Verbrauch noch klimaschädlicher als fossiler Diesel
- Versprechen von fast 90 Prozent CO2-Einsparung widerlegt, denn Verlagerungseffekte kurbeln klimaschädliche Palmölproduktion an
- DUH fordert Bundesregierung auf, Einsatz und Förderung von HVO100 aus altem Speiseöl im Straßenverkehr zu stoppen
Anders als offiziell behauptet, ist der Einsatz von Altspeiseöl in HVO100 und"Bio"-Diesel mindestens genauso schädlich wie der von fossilem Diesel, häufig sogar noch klimaschädlicher. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Dafür hat das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) untersucht, ob die versprochene CO2-Einsparung von fast 90 Prozent tatsächlich erzielt wird, wenn man die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet.
Besonders relevant sind dabei Klimaschäden durch Palmölproduktion. Palmöl für Kraftstoffe wird in Deutschland zwar seit 2023 nicht mehr staatlich gefördert. Wird Altspeiseöl wegen einer erhöhten Nachfrage im Verkehr beispielsweise aus Indonesien und Malaysia importiert, fehlt es dort und führt ersatzweise zu mehrPalmölnachfrage in den Exportländern. Die Folge sind massive Klima- und Umweltschäden durch Landnutzungsänderungen und Regenwaldrodungen.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH:"Der vermeintlich grüne HVO100-Diesel ist eine Mogelpackung. HVO100 aus Altspeiseöl ist mindestens so klimaschädlich wie fossiler Diesel. Die Behauptung, Diesel aus Frittenfett könne nahezu 90 Prozent CO2 einsparen im Vergleich zu fossilem Diesel, hat nichts mit der Realität zu tun. Anstatt CO2 zu sparen, sorgen HVO100 und Co. durch steigende Palmölnachfrage für zusätzliche Emissionen und Naturzerstörung. Wir fordern die Bundesregierung auf, den Einsatz von HVO100 aus Altspeiseöl sofort zu stoppen und die Förderung zu beenden. Statt Scheinlösungen wie Altspeiseöl im Tank braucht es einen klaren Fokus auf Elektromobilität im Straßenverkehr und eine echte Verkehrswende."
Selbst wenn man außer Betracht lässt, dass die Verlagerung von Altspeiseölen in den Verkehr zu einer erhöhten Palmölnachfrage führen kann, trifft die Aussage von fast 90 Prozent CO2-Einsparung nur unter der unrealistischen Annahme zu, dass das Altspeiseöl zusätzlich neu gesammelt würde. Tatsächlich wird Altspeiseöl fast immer bereits genutzt, zum Beispiel statt fossilem Heizöl als Brennstoff für die Energieerzeugung. Dort spart der Einsatz von Altspeiseöl bereits CO2. Wenn es stattdessen zu Kraftstoff verarbeitet wird, fehlt es in der bisherigen Verwendung und es erfolgt keine zusätzliche Einsparung. Die CO2-Einsparung wandert dann einfach von einer Verwendung in die andere, sprich von der linken in die rechte Tasche.
Axel Friedrich, internationaler Verkehrsexperte:"In den letzten zwei Berichtsjahren der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ist der Anteil von Palmölabfällen, sogenannte POME, an der HVO-Produktion erheblich angestiegen. Bei der Gewinnung von POME werden enorme Methan-Emissionen freigesetzt. Da Methan über 20 Jahre hinweg eine 82-mal stärkere Klimaerhitzung verursacht alsCO2, muss das Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung dringend die Klimagasemissionen ermitteln und die Zertifikate zurückziehen."
Immer wieder gibt es zudem Hinweise auf Betrug: Frisches Palmöl wird als Altspeiseöl deklariert, um als angeblicher"Abfallstoff"für den EU-Markt zugelassen zu werden. Auch andere Rohstoffe für Kraftstoffe wie Industrieabfälle oder Palmölmühlenabwässer, die offiziell als fortschrittliche Biokraftstoffe gelten, sind betroffen.
Hintergrund:
Seit Mai 2024 ist der Verkauf von HVO100 in Deutschland erlaubt. Aktuell stammen in Deutschland zwei Drittel des HVO aus Palmöl-Reststoffen - deren Einsatz soll jedoch aufgrund erheblicher Nachhaltigkeitsbedenken ab 2026 von der staatlichen Förderung ausgeschlossen werden. Besonders HVO100 aus gebrauchtem Speiseöl wird von Industrie und Teilen der Politik mit absurden Heilsversprechen als nachhaltige Zukunftslösung beworben. Altspeiseöl macht europaweit ein Viertel der Ausgangsstoffe für HVO100 aus. Herkömmlicher"Bio"-Diesel (sogenanntes Fettsäuremethylester) wird schon heute zu großen Teilen aus importiertem Altspeiseöl produziert. Altspeiseöl wird in vielen Bereichen genutzt, etwa als Heiz- oder Schmierstoff oder für Reinigungsmittel. Wird es stattdessen zur Herstellung von HVO100 oder anderem biogenen Diesel verwendet,muss es an anderer Stelle ersetzt werden - meist durch fossile Rohstoffe oder frisches Pflanzenöl wie Palmöl.
Link:
Die Studie finden Sie hier: https://l.duh.de/p250822
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch(at)duh.de
Dr. Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsexperte
0157 71592163, axel.friedrich.berlin(at)gmail.com
DUH-Newsroom:
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