Innovation um jeden Preis?
„KI made in Germany“
Kommentar von Jan Bernecke, IT-Fachredakteur bei der PR- und Kommunikationsagentur PR-COM

(IINews) - 22. April 2025– Der historische Startschuss fiel am 29. Juli 1955. An diesem Tag sprach US-Präsident Dwight D. Eisenhower erstmals über die Möglichkeit von Satelliten im Weltraum – der Auftakt zum Wettrennen ins All mit der Sowjetunion als Gegenspieler. Die darauf folgenden, teils dramatischenEreignisse prägten die Geschichte: vom ersten künstlichen Erdtrabanten aus sowjetischer Hand über gegenseitige Spionage und eine massive Aufrüstungsspirale bis hin zur finalen Mondlandung der USA.
Das sogenannte„Space Race“ ist weit mehr als eine spannende Anekdote aus vergangenen Zeiten, vielmehr können wir für aktuelle Herausforderungen erneut aus der Historie lernen. Denn in der Gegenwart erleben wir ein neues Rennen: Diesmal geht es nicht um die Eroberung des Weltraums, sondern um die Vorherrschaft im Bereich der Künstlichen Intelligenz.
Was John F. Kennedy zu Beginn der 1960er-Jahre als„New Frontier“ bezeichnete, weist deutliche Überschneidungen zur aktuellen KI-Debatte auf: Demnach muss „Neues Grenzland“ erschlossen werden, Technologie sollte die großen ungelösten Fragen der Menschheit lösen, etwa Armut und Krieg beenden. Bereits damals bestand daskulturelle Spannungsfeld zu Europa, von dessen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sich die USA seit jeher stark abgrenzten. 65 Jahre später hat sich daran wenig verändert. Die USA haben den Anspruch, geopolitisch und in Sachen KI als das Maß der Dinge zu gelten. Als Gegenspieler auf dieser zunehmend digitalen Bühne hat China die einstige Sowjetunion abgelöst. Aus dem Space Race ist ein Wettlauf um die KI-Vorherrschaft geworden, bei dem die EU und Deutschland bislang lediglich eine Nebenrolle einnehmen. Die hitzigen Debatten drehen sich hier weniger um Einsatz und Fortschrittder KI, sondern vor allem um Regularien, Datenschutz und ethische Leitlinien rund um KI.
Angesichts der US-amerikanischen und chinesischen Erfolge auf dem Weltmarkt, von ChatGPT bis DeepSeek, werden auch hierzulande die Stimmen lauter, die den gesetzlichen Rahmen als Innovationsbremse ansehen: Bürokratie und panischer Datenschutz, so behaupten sie, würden Investitionen verhindern und die EU international isolieren. Und ja, die uns wohlbekannte Bürokratie und schleppende Prozesse in Brüssel sind ein zentraler Hemmschuh. Eine Abkehr vom menschenzentrierten KI-Ansatz, der besonders von der deutschen Bundesregierung proklamiert wird, wäre allerdings die falsche Konsequenz aus dieser Erkenntnis. Ethische Überlegungen und gesellschaftliche Bedürfnisse müssen auch weiterhin unser Handeln bestimmen. Wer dabei nach Bedingungen wie in den USA oder China ruft, sollte sich der Geister bewusst sein, die als Folge drohen können – vor allem mit Blick auf den Datenschutz, der zunehmend ein Alleinstellungsmerkmal europäischer Lösungen ist und großes Potenzial für einen echten Wettbewerbsvorteil bietet. Das politisch motivierte monetäre Befeuern derKI-Branche ist darüber hinaus mit einem hohen Druck auf die Hersteller verbunden. An die Stelle einer langfristigen, auf das Gemeinwohl ausgerichteten Forschung treten so nicht selten überstürzt entwickelte Prestigeprojekte ohne langfristigen Mehrwert.
Weitere Nebenwirkungen eines internationalen Wettlaufs liefern erneut die Geschichtsbücher. Die Aufbruchsstimmung und das Konkurrenzdenken der 1950er- und 1960er-Jahre trieb zwar die technologischen Innovationen voran, Sicherheit, Nachhaltigkeit und langfristige wissenschaftliche Kooperationen blieben dafür allerdings auf der Strecke. Der enorme Druck, so schnell wie möglich Erfolge zu liefern, führte darüber hinaus zu einer enormen Ressourcenverschwendung, redundanten Technologien und isolierten Forschungsarbeiten. Auch angesichts dieser Blaupause sollten Europa und Deutschland nicht das Maß verlieren, wenn es um KI und Innovationen geht – alles andereliegt nicht in unserer Hand.
Wie kann ein solches Maß also aussehen? Zum einen sollte staatlich subventionierte KI-Forschung in erster Linie in den Bereichen vorangetrieben werden, in denen der größte Nutzen für die Allgemeinheit besteht – etwa im Gesundheitswesen oder dem Abbau von Bürokratie. Der Unterschied zu den USA liegt dabei gar nicht in der KI-Kompetenz oder dem Innovationsgrad der Forschung – beide sind im internationalen Vergleich hoch. Die Gründe liegen, wie immer, in der Risikobereitschaft und fehlenden Geldern, vor allem in der Wachstumsphase von europäischen Start-ups. Um das zu ändern, muss allerdings viel passieren. Der AI Action Summit in Paris war dafür ein gelungener Auftakt: Eine Mischung aus milliardenschweren Investitionen und einem Bekenntnis zu nachhaltigen sowie ethischen Leitlinien.
Auf der anderen Seite müssen sich aber auch die eher konservativen deutschen Rahmenbedingungen anpassen. Neben fehlendem Wagniskapital ist es vor allem die Innovationsmüdigkeit der Unternehmen, die zu einer schleppenden Verbreitung von KI in Deutschland führt. Skandinavische Länder zeigen dabei mögliche Wege auf: Digitalisierung und Technologie sind hier feste Bestandteile der schulischen Laufbahn, ein starker Sozialstaat senkt das Risiko für Start-ups und Unternehmensgründungen. Diese Hebel sind mächtig und nachhaltig, um die oftmals vorherrschende „Das haben wir schon immer so gemacht“-Mentalität gegen Innovationsbegeisterung und Fortschritt einzutauschen.
Kann dabei zu viel Regulierung Innovationen verhindern? Selbstverständlich. Es ist daher die Kunst, eine Balance zu finden, die sowohl Verbraucher und Unternehmen schützt als auch genügend Spielraum für ein effiziente KI-Forschung lässt. Dafür braucht es keinen neuen globalen Wettlauf, der gemeinsame Projekte verhindert und Wissenssilos schafft. Über 65 Jahre nach dem Space Race sollten wir uns diese Lektion zu Herzen nehmen.
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Datum: 22.04.2025 - 14:15 Uhr
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Freigabedatum: 22.04.2025
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