Das Schreckgepenst Inflation ist wieder da
Was Verbraucher und Anleger jetzt tun können, um sich vor der drohenden Geldentwertung zu schützen, und welche Chancen sie bietet.
(IINews) - Der Sündenfall der EZB
Sie tun es tatsächlich: Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) brechen ein Tabu und kaufen erstmals in der Geschichte der Währungsunion Staatsanleihen auf, um Druck von kriselnden Ländern wie Portugal und Griechenland zu nehmen. De facto druckt der Staat nun Geld –das hässliche Gespenst namens Inflation, das viele schon für besiegt hielten, kehrt zurück!
Gut eine Woche, nachdem EZB-Chef Jean-Claude Trichet entgegen früherer Aussagen angekündigt hatte, griechische Anleihen auch mit schlechter Bonität als Sicherheit anzunehmen, geht die Zentralbank jetzt noch einen Schritt weiter. Um den Märkten Leben einzuhauchen, will die EZB in Zukunft zur Not auch Anleihen von hoch verschuldeten Euro-Staaten oder auch privaten Schuldnern aus diesen Ländern kaufen.
Die EZB hat sich noch nicht zum Volumen eines möglichen Anleiheankaufs geäußert. Sollte sie Länderbonds an den Märkten erwerben – ein direkter Kauf von den Staaten ist rechtlich nicht möglich – würde die EZB einen Teil der Schulden dieser Euro-Mitglieder finanzieren. Das Aufkaufen von Staatsanleihen hat eine gute und eine schlechte Wirkung: Es sorgt auf der einen Seite dafür, dass die Risikoaufschläge für die Krisenländer fallen – und erleichtert es beispielsweise Griechenland, sich Geld an den Kapitalmärkten zu besorgen. Gleichzeitig bedeutet ein Ankauf von Staatsanleihen de facto das Anwerfen der Notenpresse, weil die Zentralbanken dem Staat dadurch Kredite gewähren und sich die Geldmenge erhöht.
Deutschland: gebranntes Kind
Deutschland hat damit während der Weimarer Republik schlechteste Erfahrungen gemacht: Doch auch die D-Mark verlor während ihrer „Karriere“ von 1949 bis Ende 2001 etwa zwei Drittel ihrer Kaufkraft durch Inflation. Wenn Anleger einen „realen“ Wertzuwachs auf ihre Ersparnisse bekommen wollen, müssen die Zinsen, die sie kassieren, höher sein als die Inflationsrate. Ein Beispiel: Bei fünf Prozent Zinsen und einer Inflationsrate von drei Prozent beträgt der reale Wertzuwachs – gemessen in Kaufkraft – fünf minus drei gleich zwei Prozent. Diese zwei Prozent werden auch Realverzinsung genannt.
Tagesgeld und Festgeldkonten
Berücksichtigt man fällige Steuerzahlungen auf Zinseinnahmen, dann reichen selbst die besten Tagesgeldofferten der Banken derzeit gerade so aus, um den Realwert der Anlagegelder zu schützen. Attraktive Angebote, die dieses Kriterium erfüllen, finden Verbraucher beim Tagesgeld-Vergleich.
Es empfiehlt sich, Festgeld mit nicht zu langen Laufzeiten beizumischen, um eine optimale Verzinsung zu erreichen.
Lange Laufzeiten verbieten sich für Anleger, die mit steigenden Inflationsraten rechnen. Denn die EZB wird die drohende Geldentwertung früher oder später mit höheren Leitzinsen bekämpfen. Sparer, die ihr Pulver auf dem Tagesgeldkonto oder mit kurzlaufenden Festgeldern trocken halten, können ihr Vermögen dann in höherverzinsliche Anlagen umschichten.
Edelmetalle
Vor Inflation schützen kann man sich, indem man über Eigentum an Sachen verfügt, die nicht beliebig vermehrbar sind. Geld-(Scheine) lassen sich endlos drucken, aber Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin sind nicht unendlich verfügbar. Gold als sicherer Hafen profitiert deshalb von den Turbulenzen an den Märkten. In einem Inflationsszenario, das mittelfristig viele Marktbeobachter für realistisch halten, könnte das Edelmetall weiter an Attraktivität gewinnen. Dennoch bleiben Gold und Finanzprodukte mit Gold als Basiswert ein spekulatives Investment. Fünf bis zehn Prozent Depotanteil halten viele Vermögensberater aber durchaus für sinnvoll.
Immobilien
Sorgen um die Geldwertstabilität lassen Anleger vermehrt nach Immobilien Ausschau halten, denn Sachwerte schützen nach landläufiger Meinung vor Inflation. Je nach Lage und Art des Objekts kann die Rechnung aufgehen – oder auch nicht. Denn Trends wie die Alterung der Gesellschaft könnten die Nachfrage nach Immobilien in Deutschland – und damit ihren Wert – in Zukunft negativ beeinflussen.
Manche Experten sagen deshalb für Eigenheime in den kommenden Jahrzehnten deutliche Wertverluste voraus, weil die für die Nachfrage relevante Bevölkerungsgruppe der 30- bis 45-Jährigen deutlich schrumpfen wird. Andere Fachleute verweisen dagegen auf die wachsende Zahl an Singlehaushalten und die geringe Zahl an Neubauvorhaben. Sie rechnen deshalb sogar mit einem Wohnungsmangel und in der Folge steigenden Immobilienpreisen.
Beileibe nicht jede „Betongoldanlage“ erfüllt somit den Schutz gegen Preisauftrieb in gleichem Maße. Experten raten zu Objekten mit konjunkturunabhängiger Lage und Ausstattung, also keineswegs zu Büro- oder Einzelhandelsgebäuden, sondern zu Mehrparteienwohnhäusern in stabilen Lagen wirtschaftlich starker Regionen wie Hamburg, München oder Stuttgart, die eine gute Mieterstruktur aufweisen. Im Idealfall passen ein Immobilienkauf oder ein Hausbau zur Lebensplanung und dienen nicht ausschließlich als renditeträchtiges oder Steuer-optimiertes Investment.
Allerdings: Wer ohnehin einen Immobilienkauf plant, oder eine Anschlussfinanzierung für ein bestehendes Darlehen benötigt, findet derzeit sehr attraktive Angebote. Interessenten sollten sich diese Konditionen mit möglichst langen Laufzeiten sichern. Hier geht es zum Zinscheck.
Aktien
Bei Aktien ist ein Inflationsschutz empirisch nicht nachweisbar. Es gibt zwar Phasen, in denen Aktien die Inflation gut auffangen, aber der Aktienmarkt ist deutlich volatiler als die Entwicklung des Geldwertes und wird von zu vielen anderen Faktoren beeinflusst, als dass sich ein direkter Zusammenhang belegen ließe. In den 70er Jahren, als die Inflationsraten in Deutschland zwischen fünf und acht Prozent lagen, haben Aktien den Anlegern keine Freude gemacht. Der Hauptgrund: Die Inflation macht nicht nur den Konsumenten zu schaffen, sondern auch den Unternehmen, die hohe Zinsen für Kredite bezahlen müssen. Ab 8 bis 10% ist dann empirisch sehr wohl eine Korrelation mit der Geldentwertung feststellbar gewesen.
Zudem schrumpfen die Margen der Firmen, weil sie höhere Einkaufspreise nicht 1:1 an ihre Kunden weitergeben können. Aktien gehören somit als zwar renditestarke, aber risikoreiche Anlage auch zu Inflationszeiten ins Depot, jedoch sollten keineswegs alle Ersparnisse in Aktien investiert werden. Als Faustregel für Risikofreudige gilt: maximale Aktienquote = 100 minus Lebensalter.
(Inflationsgeschützte) Anleihen
Um das von Entwertung bedrohte Vermögen zu schützen, empfehlen einige Experten Inflationsgeschützte Anleihen. Anfang März 2006 hatte die Bundesrepublik Deutschland erstmals seit der Weimarer Republik wieder eine an die Preissteigerung gekoppelte Anleihe (Inflationsindexierte Bundesanleihe) aufgelegt. Weil der Zinskupon und teilweise auch der Nennwert (Rückzahlungsbetrag) der Anleihe mit der Inflation erhöht werden, nennt man solche Obligationen auch "Linker" oder Realzinsbonds.
Die Höhe der Zinszahlung wird also an die Entwicklung der Verbraucherpreise gekoppelt und damit auch dann noch eine reale Verzinsung erzielt, wenn aufgrund hoher Inflationsraten andere Anleihen bereits real an Wert verlieren. Die Gesamtverzinsung einer solchen Inflationsgeschützten Anleihe sieht wie folgt aus: Gesamtverzinsung = Zinskupon + Inflationsausgleich.
Bei einer niedrigen Inflationsrate sind die Zinserträge solcher Inflationsgeschützten Anleihen zwar nicht sonderlich attraktiv, aber sie erhalten jederzeit den realen Wert der Geldanlage. Anlegern, denen das genügt, fahren gut mit solchen Produkten. Ob eine Inflationsgeschützte Anleihe jedoch wirklich die beste Wahl ist, hängt von der Inflationserwartung ab. Dazu muss die Verzinsung eines solchen Realzinsbonds mit der einer vergleichbaren fest verzinsten Anleihe verglichen werden. Ist der Zinsunterschied zwischen Inflationsgeschützter Anleihe und fest verzinster Anleihe kleiner als die erwartete Inflation, bringt der Realzinsbonds eine höhere Rendite als die normale Anleihe – und umgekehrt. Ein Realzinsbond ist also eine Wette mit dem Emittenten auf künftige Teuerungsraten, Bewertung genannt.
Aus der Bewertung geht die Erwartung des Marktes an die künftige Inflation hervor. Bei fünfjährigen Bundesanleihen mit Inflationsschutz ist derzeit eine Inflationserwartung von rund 1,45 Prozent pro Jahr "eingepreist". Wie realistisch diese ist, muss jeder Anleger selbst entscheiden. In jedem Fall ist die Sorge vor der Rückkehr der Inflation derzeit durchaus messbar: Die Bewertung der fünfjährigen Bundesanleihen lag im Vorjahr noch deutlich unter 1,0 Prozent.
Wer sich für diese Anlageklasse entscheidet, sollte neben der Bewertung vor allem die Bonität des Emittenten und die Laufzeit beachten.
Rohstoffe
Agrarrohstoffe (Weizen, Soja, Zucker, etc.), Metalle (Kupfer, Zink, etc.) und Erdöl gelten als eigene Anlageklasse, die man als bedingt resistent gegen Inflation bezeichnen könnte. Rohstoffe bewegen sich mitunter parallel zur Inflation, weil sie selbst – siehe Ölpreis – zu einem bedeutenden „Preistreiber“ geworden sind. Die Rohstoffmärkte sind aber ähnlich den Aktienmärkten einer Vielzahl von Einflüssen ausgesetzt, die die Preise beeinflussen. Ein Investment in diese Anlageklasse ist deshalb meist spekulativ und für Otto-Normal-Anleger eher nicht geeignet.
Verbraucherkredite
Wer mit dem Gedanken spielt, einen Konsumentenkredit aufzunehmen, für den ist jetzt ein günstiger Zeitpunkt: Noch sind die Zinsen niedrig. Das könne sich jedoch schnell ändern, wenn steigende Inflationsraten Realität werden. Ein solches Szenario hätte für Verbraucher den Vorteil, dass sie sich günstig mit Geld eindecken können und sich gleichzeitig der reale „Wert“ des Kredits verringert und damit schneller zurückgezahlt werden kann. Günstige Angebote finden Verbraucher beim Kredit-Vergleich.
Fazit
„Keine Anlageklasse bietet hundertprozentigen Schutz vor Inflation und ist gleichzeitig frei von Verlustrisiken“, resümiert Dr. Errit Schlossberger, Geschäftsführer des unabhängigen Verbraucher- und Finanzportals FinanceScout24. „Absolute Sicherheit werde gewöhnlich mit Realzinsverlusten bestraft. Die einzig sinnvolle Strategie besteht deshalb darin, das Vermögen breit zu streuen und auf verschiedene, ab Inflationsraten von mehr als 5% sehr Sachwert-nahe Anlageklassen zu verteilen.
Grundsätzlich sollten Investoren mit Ruhe vorgehen und sich nicht von der Angst vor Inflation zu unüberlegten Entscheidungen hinreißen lassen. Höhere Teuerungsraten werden sich nämlich nicht über Nacht einstellen.“
Etwas anders gestalte sich die Situation für potenzielle Schuldner: „Das Fenster für günstige Konditionen bei Ratenkrediten und Immobiliendarlehen beginnt sich zu schließen. Wer ein solches Produkt benötigt, sollte mit dem Abschluss nicht mehr lange warten.“
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Datum: 17.05.2010 - 17:28 Uhr
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