Schwieriges Jahr für die deutsche Chemie / Wirtschaftliche Bilanz der Branche 2015
(ots) - 
- Produktion wächst um 1 Prozent, Kapazitätsauslastung bei 83,3 
Prozent 
- Branchenumsatz stagniert, Chemikalienpreise um 2,5 Prozent gesunken
- Beschäftigung legt um 0,5 Prozent auf 447.000 Mitarbeiter zu 
- Klimakonferenz: Voraussetzungen für einen globalen CO2-Markt 
schaffen
   Die wirtschaftliche Bilanz der chemisch-pharmazeutischen Industrie
in Deutschland zeigt 2015 Licht und Schatten. Die Produktion konnte 
zwar leicht zulegen, aber der Umsatz stagnierte wegen der erneut 
sinkenden Herstellerpreise. Während die Exporte nach Übersee 
insbesondere durch die Abwertung des Euros im Vergleich zum Dollar 
deutlich zulegten, blieb die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen 
im Inland schwach. Insgesamt stieg die Produktion 2015 um 1 Prozent. 
Ohne Pharmazeutika sank das Mengengeschäft jedoch um 0,5 Prozent. 
"Für ein besseres Ergebnis fehlten durchgreifende Impulse von der 
Weltwirtschaft", sagte Marijn Dekkers, Präsident des Verbandes der 
Chemischen Industrie (VCI).
   Zu den Aussichten für das kommende Jahr sagte Dekkers: "Alles in 
allem spricht vieles für eine leichte Belebung des Chemiegeschäftes 
mit Kunden im In- und Ausland." Wegen der wirtschaftlichen 
Stabilisierung im Heimatmarkt Europa, des robusten Aufwärtstrends in 
den USA und der anhaltenden Nachfrage in Asien erwartet der VCI auch 
2016 einen Anstieg der Chemieproduktion in Deutschland. Diese Tendenz
gelte aber, so Dekkers, nicht für alle Geschäftszweige: "In der 
Basischemie mildert zwar das günstige Öl den Nachteil der 
Produktionskosten gegenüber den USA oder dem Nahen Osten ab. Dennoch 
haben die Unternehmen mit zunehmendem Importdruck und Problemen der 
Wettbewerbsfähigkeit zu kämpfen." Für das kommende Jahr geht der VCI 
von einem Zuwachs der Chemie-Produktion um 1,5 Prozent aus. Der 
Gesamtumsatz sollte bei gleichbleibendem Preisniveau ebenfalls um 1,5
Prozent auf 193,6 Milliarden Euro steigen, wozu vor allem das 
Auslandsgeschäft beiträgt.
   Daten und Fakten zur Jahresbilanz 2015 der deutschen Chemie
   Umsatz 2015: Bei rückläufigen Preisen von minus 2,5 Prozent lag 
der Gesamtumsatz in der chemisch-pharmazeutischen Industrie trotz 
leicht gestiegener Produktionsmenge auf dem Niveau des Vorjahrs bei 
190,8 Milliarden Euro.
   Im Inland sank der Umsatz wegen des Preiseffektes um 1,5 Prozent 
auf 74,6 Milliarden Euro.
   "Das Europageschäft erfüllte unsere Erwartungen nur bedingt", 
sagte VCI-Präsident Dekkers zum Abschneiden des traditionell 
exportstarken Industriezweiges. Der Auslandsumsatz stieg im Vergleich
zum Vorjahr um 1,0 Prozent auf 116,2 Milliarden Euro. Während die 
Verkäufe nach Westeuropa (EU15) um 1,5 Prozent sanken, beflügelte die
Abwertung des Euro zum Dollar die Ausfuhren nach Übersee: Der Umsatz 
mit den NAFTA-Staaten konnte kräftig ausgeweitet werden (+13,0 
Prozent). Vor allem das Geschäft mit Pharmazeutika lieferte hier 
positive Impulse. Ebenfalls im Plus waren die Verkäufe nach Asien 
(+5,0 Prozent) und Lateinamerika (+3,5 Prozent).
   Beschäftigung: Die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche stieg 
gegenüber 2014 um 0,5 Prozent auf aktuell 447.000 Mitarbeiter. Der 
Jobaufbau kam in der zweiten Jahreshälfte zum Erliegen.
   Forschung und Investitionen: Die Forschungsaufwendungen verharrten
auf dem Niveau des Vorjahres. Rund 10,4 Milliarden Euro gaben die 
Unternehmen 2015 für Forschung und Entwicklung aus. Dekkers'' 
Bewertung: "Stagnation wird nicht reichen, um im globalen Wettbewerb 
mitzuhalten. Innovationen sind unsere Stärke, aber wir müssen viel 
dafür tun, dass sie es auch bleiben." Wagniskapitalgesetz und 
steuerliche Forschungsförderung forderte er hier als wichtige 
politische Impulse ein. In Sachanlagen investierte die Chemie im 
Inland mit 7,2 Milliarden Euro (+1,0 Prozent) kaum mehr als im 
Vorjahr. Die Auslandsinvestitionen der Unternehmen erreichten mit 8,6
Milliarden Euro (+2,0 Prozent) dagegen einen neuen Rekordwert. "Diese
Trends in unserer Branche beobachten wir mit Sorge. Auf Dauer 
bedrohen sie die Leistungsfähigkeit der gesamten 
Wertschöpfungsketten. Wir brauchen dringend eine industriepolitische 
Initiative, um das Investitionsklima in Deutschland deutlich zu 
verbessern - nicht nur für die Chemie, sondern die gesamte 
Industrie", betonte der VCI-Präsident.
   Klimapolitik: Wenige Tage vor Ende der Klimakonferenz in Paris 
appellierte der Hauptgeschäftsführer des VCI, Utz Tillmann, an die 
teilnehmenden Staaten, mit einem Abkommen auch die Perspektive für 
einen weltweiten CO2-Markt zu schaffen. Ein Abkommen sollte nach 
Ansicht des VCI Marktmechanismen enthalten, damit die Emissionen dort
gesenkt werden, wo es am effizientesten und kostengünstigsten möglich
ist. "Wir brauchen einen globalen CO2-Markt, der überall nach 
gleichen marktwirtschaftlichen Regeln funktioniert. Dadurch entsteht 
eine Lenkungswirkung für mehr Klimaschutz ohne künstlichen 
Preisanstieg durch die Politik", betonte der 
VCI-Hauptgeschäftsführer.
   Tillmann wies darauf hin, dass kein anderes System weltweit die 
Industrie beim Klimaschutz so verbindlich und anspruchsvoll in die 
Pflicht nehme wie der europäische Emissionshandel. Notwendig sei mehr
Chancengleichheit, damit Klimaschutzmaßnahmen die Branche nicht 
dauerhaft im globalen Wettbewerb belasten. Denn die Situation spitzt 
sich zu: Ab 2021 will die EU unabhängig vom Ausgang der 
Klimakonferenz den Emissionshandel weiter verschärfen, um ihr 
CO2-Ziel für 2030 von -40 Prozent zu realisieren. Der deutschen 
Chemie drohen dadurch Mehrkosten von über 2 Milliarden Euro pro Jahr.
   Bisher kann die chemische Industrie Deutschlands eine sehr 
erfolgreiche Klimabilanz vorweisen: Seit 1990 hat die Branche ihren 
Ausstoß von Treibhausgasen fast halbiert, obwohl sich die Produktion 
gleichzeitig um 60 Prozent erhöht hat. "Mit effizienten 
Produktionsanlagen und energiesparenden Produkten sehen wir uns als 
Wegbegleiter der Gesellschaft in eine emissionsarme Zukunft. Wir 
wollen mithelfen, das 2-Grad-Ziel zu erreichen", betonte Tillmann. 
Aber nur eine wettbewerbsfähige und innovationsstarke Chemie, so der 
VCI-Hauptgeschäftsführer, könne die Technologien entwickeln, die im 
Kampf gegen den Klimawandel benötigt werden.
   Weitere Informationen zum Download stehen unter folgendem Link 
bereit: https://www.vci.de/infografiken
   Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von mehr 
als 1.650 deutschen Chemieunternehmen und deutschen 
Tochterunternehmen ausländischer Konzerne gegenüber Politik, 
Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den 
Medien. Der VCI steht für mehr als 90 Prozent der deutschen Chemie. 
Die Branche setzte 2014 über 190 Milliarden Euro um und beschäftigte 
rund 444.800 Mitarbeiter.
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VCI-Pressestelle
Telefon: 069 2556-1496
E-Mail: presse(at)vci.de
      
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Datum: 09.12.2015 - 12:20 Uhr
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