InternetIntelligenz 2.0

kostenlos Pressemitteilungen einstellen | veröffentlichen | verteilen

Pressemitteilungen

 

"BREXIT" könnte teuer werden - vor allem für Großbritannien...

ID: 1204459

(ots) - Ein Austritt Großbritanniens aus der EU könnte
das Land über 300 Milliarden Euro kosten. Den übrigen EU-Staaten
würde ein Ausscheiden ökonomisch nur geringere Verluste verursachen.
Die britischen Unterhauswahlen könnten aber die Weichen stellen für
einen herben wirtschaftlichen und vor allem politischen Rückschlag
für die gesamte EU.

Falls Großbritannien nach den Unterhauswahlen am 7 Mai 2015 und in
Folge eines Austrittsreferendums die EU im Jahr 2018 verlassen
sollte, hätte dies langfristig negative Folgen für die
Wachstumsdynamik und den Wohlstand des Landes. Die wirtschaftlichen
Einbußen für Deutschland und die restlichen EU-Staaten wären hingegen
deutlich geringer. Unter dem Strich würden aber alle Beteiligten
durch einen britischen EU-Austritt (BREXIT) ökonomisch und politisch
verlieren. Zu diesem Fazit kommt eine aktuelle Studie der Bertelsmann
Stiftung in Zusammenarbeit mit dem ifo-Institut München. Erstmals
werden darin die Folgen eines britischen EU-Austritts ((BREXIT nicht
nur für das Vereinigte Königreich sondern auch für alle anderen
EU-Staaten berechnet.

Die Berechnung der wirtschaftlichen Effekte eines EU-Austritts ist
mit zahlreichen Unsicherheiten verknüpft und muss auch mögliche
Übergangsfristen berücksichtigen. Um die Bandbreite möglicher Effekte
abzuschätzen, wurden drei Szenarien entwickelten. Im günstigsten Fall
erhält Großbritannien einen ähnlichen Status wie die Schweiz und hat
weiterhin ein Handelsabkommen mit der EU. Im ungünstigsten Fall
verliert das Land hingegen alle Handelsprivilegien, die sich aus der
EU-Mitgliedschaft und den Freihandelsabkommen der EU ergeben. Im Jahr
2030, also 12 Jahre nach einem möglichen BREXIT, ist davon
auszugehen, dass die negativen Effekte ihre volle Wirkung zeigen.

Je nach Ausmaß der handelspolitischen Abschottung Großbritanniens




könnte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner im Jahr 2030
zwischen 0,6% und 3% geringer ausfallen als bei einem Verbleib in der
EU. Werden die prozentualen Einbußen auf die Werte des Jahres 2014
bezogen, so würde dies im für Großbritannien günstigsten Szenario ein
um knapp 220 Euro geringeres reales BIP je Einwohner bedeuten. Bei
einer stärkeren Abschottung läge das verlorene BIP bei 1.025 Euro pro
Kopf. Werden darüber hinaus nicht nur handelsökonomische sondern auch
dynamische wirtschaftliche Folgewirkungen, wie z.B. eine geringere
Innovationskraft und die Schwächung des Finanzzentrums London,
miteinbezogen, könnten die BIP-Einbußen im ungünstigsten Szenario bei
bis zu 14 Prozent liegen. Wird diese prozentuale Einbuße wiederum auf
den Wert des Jahres 2014 bezogen, entspräche dies einem um rund 313
Mrd. Euro niedrigeren BIP für die gesamte Volkswirtschaft bzw. einem
um 4.850 Euro geringeren BIP je Einwohner. Zugleich würden mögliche
Einsparungen wie der Wegfall der EU-Haushaltszahlungen, die derzeit
bei rund 0,5 Prozent des britischen BIP liegen, selbst im günstigsten
Fall die wirtschaftlichen Verluste nicht kompensieren.

Ein Austritt aus der EU würde dabei vor allem die Kosten des
Handels zwischen der EU und dem UK erhöhen und die Handelsaktivitäten
verringern. Einzelne britische Branchen würden unterschiedlich hart
getroffen. Für den bedeutenden Bereich der Finanzdienstleistungen
liegen die erwarteten Wertschöpfungseinbußen im ungünstigsten
Szenario bei knapp 5 % Prozent. Auch die Sektoren Chemie,
Maschinenbau und die KFZ-Branche, die besonders stark in die
europäischen Wertschöpfungsketten eingebunden sind, müssten hohe
Wertschöpfungseinbußen hinnehmen. Der größte Rückgang wird dabei mit
fast 11% Prozent für den Bereich Chemie erwartet.

Für Deutschland und die restliche EU hingegen würden
wirtschaftliche Wohlfahrtsverluste eines "BREXIT" hingegen deutlich
geringer ausfallen. Abhängig vom Ausmaß der handelspolitischen
Isolierung Großbritanniens würde das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP)
in Deutschland je Einwohner im Jahr 2030 bei einer Betrachtung der
reinen Handelseffekte nur zwischen 0,1% und 0,3% geringer ausfallen
als bei einem Verbleib des UK in der EU. Bezogen auf das BIP des
Jahres 2014 entspräche dies einem um rund 30 bis 115 Euro geringerem
BIP je Einwohner. Einzelne Branchen wären wiederum unterschiedlich
von geringeren Exporten in das UK betroffen. Der größte Rückgang
würde in der KFZ-Branche mit bis zu 2% anfallen. Neben der
Kfz-Branche müssten auch die Elektronik-Branche, die Metallerzeugung,
und die Lebensmittelbranche mit negativen Einschnitten rechnen. Bei
der Berücksichtigung dynamischer Folgewirkungen lägen die geschätzten
BIP-Einbußen in Deutschland zwischen 0,3 und 2%. Bezogen auf die
volkswirtschaftlichen Werte des Jahres 2014 wären dies rund 100 Euro
je Einwohner (bzw. 8,7 Milliarden Euro für die gesamte
Volkswirtschaft) bei einer geringen Abschottung Großbritanniens und
rund 700 Euro je Einwohner (bzw. fast 58 Milliarden für die gesamte
Volkswirtschaft) beim Verlust aller britischen Handelsprivilegien.

Zu den Ländern, die in Europa durch einen BREXIT
überdurchschnittliche hohe Einbußen verzeichnen müssten, gehören
allen voran Irland gefolgt von Luxemburg, Belgien, Schweden, Malta
und Zypern.

Neben den ökonomischen Wachstumsverlusten müsste sich die
verbleibenden EU Staaten auf zusätzliche Mehrausgaben für den
EU-Haushalt einstellen. Durch den Ausfall der britischen Beiträge
müsste beispielsweise Deutschland als größter Nettozahler jährlich
zusätzlich 2,5 Milliarden Euro brutto beisteuern.

Für Aart De Geus, den Vorstandsvorsitzenden der Bertelsmann
Stiftung, verdeutlicht die Studie die Notwendigkeit, sich für den
Verbleib des Vereinigten Königreiches in der EU stark zu machen:
"Schon allein ökonomisch wäre ein BREXIT ein Verlustgeschäft für alle
in Europa, allen voran für die Briten. Neben den wirtschaftlichen
Folgen wäre dies aber vor allem auch ein herber Rückschlag für die
Europäische Integration sowie Europas Rolle in der Welt. Jede
Weichenstellung durch die Unterhauswahlen hin zu einem BREXIT würde
die Gemeinschaft schwächen."

Über die Studie "BREXIT- Mögliche wirtschaftliche Folgen eines
britischen EU-Austritts"

Die vorliegende Studie untersucht die ökonomischen Folgen eines
Austritts von Großbritannien aus der EU und damit aus dem
Europäischen Binnenmarkt. Erstmals werden hierbei nicht nur
wirtschaftliche Folgewirkungen für das Vereinigte Königreich selbst
sondern darüber hinaus auch für die verbleibenden EU-27
Mitgliedstaaten berechnet und ausgewiesen. Die Studie berechnet die
BIP-Einbußen, die sich aus einem Austritt des Vereinigten Königreichs
aus der EU ergeben können. Der Begriff "BIP-Einbuße" bezeichnet die
in Prozenten ausgedrückte Differenz zwischen dem im Basisjahr (2014)
tatsächlich beobachteten realen BIP und dem entsprechenden
simulierten ("kontrafaktischen") Wert für eine Situation, in der das
Vereinigte Königreich kein Mitglied der EU mehr ist.

Weitere Informationen im Netz unter: www.bertelsmann-stiftung.de



Pressekontakt:
Ansprechpartner:
Dr. Ulrich Schoof
Tel. ++49 (0) 52 41 / 81-81 384
E-Mail: ulrich.schoof(at)bertelsmann-stiftung.de

Dr. Thieß Petersen
Tel.: ++49 (0) 52 41 / 81- 81 218
E-Mail: thiess.Petersen(at)bertelsmann-stiftung.de


Themen in diesem Fachartikel:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:



Leseranfragen:



PresseKontakt / Agentur:



drucken  als PDF  an Freund senden  Save the Children und C&A: Gemeinsames Engagement zum Muttertag / Save the Children und C&A sammeln zum Muttertagüber Spendenboxen und den Verkauf von Grußkarten Geld zugunsten von Müttern in Krisen (FOTO) STIHL erzielt neuen Umsatzrekord (FOTO)
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 27.04.2015 - 09:15 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1204459
Anzahl Zeichen: 0

Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner:
Stadt:

Gütersloh


Telefon:

Kategorie:

Handel


Anmerkungen:


Dieser Fachartikel wurde bisher 72 mal aufgerufen.


Der Fachartikel mit dem Titel:
""BREXIT" könnte teuer werden - vor allem für Großbritannien..."
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

Bertelsmann Stiftung (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).


Alle Meldungen von Bertelsmann Stiftung



 

Wer ist Online

Alle Mitglieder: 50.222
Registriert Heute: 0
Registriert Gestern: 0
Mitglied(er) online: 0
Gäste Online: 231


Bitte registrieren Sie sich hier. Als angemeldeter Benutzer nutzen Sie den vollen Funktionsumfang dieser Seite.