DBU und Land Rheinland-Pfalz fördern wegweisendes Projekt der Chemischen Fabrik Budenheim zum Phosphorrecycling aus Klärschlamm
(ots) - Verschwenderischem Umgang mit "Lebensquell 
Phosphor" deutlich Riegel vorschieben
   Phosphor ist für alle Lebewesen unersetzlich, neben Stickstoff die
wichtigste Grundlage für Pflanzenwachstum und Hauptbestandteil von 
Pflanzendünger: ein wertvoller Mineralstoff. Doch während die 
Weltbevölkerung stetig wächst, schwinden die Phosphatvorkommen und 
können zudem nur unter großen Umweltbelastungen und hohem 
Energieaufwand gewonnen werden. "Die Lösung heißt 
Kreislaufwirtschaft: Menschen und Tiere nehmen nicht nur Phosphor 
auf, sondern scheiden ihn auch wieder aus. Nach der Abwasserreinigung
bleibt der größte Teil im Klärschlamm zurück. Von den in Deutschland 
jährlich anfallenden zwei Millionen Tonnen Klärschlamm-Trockenmasse, 
die etwa 60.000 Tonnen Phosphor enthalten, werden aber nur 45 Prozent
als Dünger oder anderweitig stofflich verwendet. Der Rest wird 
verbrannt und der Phosphor geht verloren. Das können wir uns nicht 
mehr leisten", sagt Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der 
Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Mit fachlicher und 
finanzieller Unterstützung der DBU von 390.000 Euro entwickelt die 
Chemische Fabrik Budenheim (Rheinland-Pfalz) ein umweltfreundliches 
Verfahren, das mit Kohlensäure Phosphor aus Klärschlamm 
zurückgewinnt.
   Weltweit wurden 2012 etwa 210 Millionen Tonnen Rohphosphat zum 
Herstellen von Phosphor für die chemische Industrie gefördert. Der 
größte Anteil wird mit 82 Prozent für die Produktion von Düngemitteln
verwendet. Die mineralischen Phosphorvorkommen seien jedoch eine 
endliche Ressource und die riesigen Tagebaue würden gravierende 
ökologische Schäden am Boden und bleibende ökologische Einschnitte in
den Ländern verursachen. Zudem werde in den Tagebauen von Marokko, 
China, Jordanien oder Südafrika zunehmend mit den Schadstoffen 
Cadmium und Uran belastetes Rohphosphat abgebaut. Europa importiere 
Phosphorerze mangels eigener Vorkommen und produziere daraus 
Düngemittel, mit denen diese Schadstoffe in die Böden gelangten. 
"Auch deshalb ist ein nachhaltigerer Umgang mit der endlichen 
Ressource, etwa durch eine gezieltere Düngung, und deren 
Rückgewinnung dringend notwendig", fordert Dr. Hans-Christian 
Schaefer, DBU-Referent für Biotechnologie.
   Um ein Umlenken in diese Richtung anzustoßen, fördere die DBU seit
zehn Jahren Phosphorrecycling. So gebe es bereits unterschiedliche 
Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm und aus der 
Asche der Klärschlammverbrennung. Doch nur wenige Verfahren gelangten
bisher zur technischen Umsetzung, weil die ökologischen und 
ökonomischen Nachteile aufgrund der benötigten Mengen an Chemikalien 
und Energie zu hoch seien.
   Die Laborentwicklung des neuen Verfahrens der Chemischen Fabrik 
Budenheim unterstützte zuvor die Investitions- und Strukturbank 
Rheinland-Pfalz (ISB) im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz mit 
416.000 Euro. "Die Förderung innovativer Ideen und kreativer 
Unternehmer ist eines unserer zentralen Themen", sagt die 
rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke. "Das 
aussichtsreiche Verfahren hat das Potenzial zur signifikanten 
Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe und zur Vermeidung von Abfällen." 
Darauf aufbauend sollen jetzt umfangreiche Versuche mit einer 
Pilotanlage an der Kläranlage Mainz-Mombach durchgeführt werden, um 
Klarheit über die Wirtschaftlichkeit und die ökologischen und 
ökonomischen Auswirkungen des Verfahrens zu bekommen. Die neu 
entwickelte Versuchsanlage ist verfahrenstechnisch so kompakt und 
einfach aufgebaut, dass nicht nur weniger Chemikalien, sondern auch 
deutlich weniger Wärme, also Energie, für die Verfahrensschritte 
benötigt wird, sagt Franz-Peter Heidenreich, DBU-Referent für 
Wasserwirtschaft und Bodenschutz.
   Die gewonnenen Produkte sollen dann untersucht werden, ob sie sich
für die Weiterverarbeitung zu Phosphordünger eignen. Denn das 
recycelte Phosphat müsse bestimmte Bedingungen erfüllen, damit es für
Düngemittel verwendet werden könne: "Es muss löslich sein, damit es 
die Pflanzenwurzeln aufnehmen können. Außerdem sollte der Gehalt an 
Schadstoffen wie Schwermetallen und organischen Schadstoffen die 
gesetzlichen Vorgaben möglichst deutlich unterschreiten, um ein 
Anreichern von Schadstoffen im Boden zu verhindern", erklärt 
Heidenreich.
   Unter erhöhtem Druck werde Kohlenstoffdioxid in das 
Klärschlamm-Wasser-Gemisch geleitet, wandele sich zu Kohlensäure um, 
bringe den pH-Wert zum Sinken und löse die im Klärschlamm enthaltenen
Phosphate heraus, die nun die Form von Kristallen leichter 
wiedergewonnen werden könnten, erklärt Projektleiterin Eva Stössel 
von der Chemischen Fabrik Budenheim. "Im Prozess kann im Gegensatz zu
bisherigen Verfahren auf Chemikalien wie Salz- oder Schwefelsäure und
Natronlauge vollständig verzichtet werden." Beim sogenannten 
Budenheim-Verfahren sollen keine umweltschädlichen Abwasser oder 
Abluftströme mehr entstehen. Die nach dem Trocknen übrigbleibenden 
Phosphate können dann zu Düngemittel weiterverarbeitet werden. Das 
bei diesem Prozess entweichende Kohlendioxid werde aufgefangen und im
Kreislauf erneut für den Reaktionsbehälter genutzt.
   "Ziel dieses Verfahrens ist es, je nach Herkunft des kommunalen 
oder industriellen Klärschlamms bis zu 50 Prozent des Phosphats 
zurückzugewinnen", sagt Stössel. Dieses energiesparende 
Kreislaufverfahren gehe "weit über den bisherigen technischen 
Kenntnisstand hinaus, weil der gewonnene Dünger keine organischen und
anorganischen Schadstoffe und Schwermetalle mehr enthält, die im 
Prozess weitgehend entfernt werden und im Klärschlamm-Rückstand 
zurückbleiben." Der phosphatarme Rückstand bzw. Restschlamm soll auf 
seine wertvollen Inhaltsstoffe analysiert werden, um die Reststoffe 
ebenfalls in den Kreislauf zurückzuführen und ressourcenschonend 
verwenden zu können.
   Außerdem könnten die Verfahrenskosten mit geschätzten 60 bis 70 
Cent pro Kilogramm gewonnenem Phosphor deutlich geringer sein als bei
den bisherigen Verfahren, die zwischen zwei und 25 Euro pro Kilogramm
Phosphor liegen. Heidenreich: "Durch die um ein Vielfaches 
günstigeren Verfahrenskosten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, den 
Phosphordünger auch am Markt verkaufen zu können. Das Budenheimer 
Verfahren hat somit gegenüber den bislang bekannten Verfahren 
deutliche verfahrenstechnische, ökologische, energetische und damit 
auch ökonomische Vorteile."
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Ansprechpartner für Fragen zum Projekt:
Eva Stössel, Abteilung Innovation und New Business Development, 
Chemische Fabrik Budenheim KG
Telefon: 06139/89-543
E-Mail: eva.stoessel(at)budenheim.com
      
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Datum: 12.01.2015 - 09:00 Uhr
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