Mangelhafte Beratung zu Pestiziden in Garten- und Baumärkten. BUND fordert Verkaufsverbot
(ots) - Beim Kauf von Pestiziden in Garten- und Baumärkten 
werden Kunden oft schlecht beraten. Das ergaben Testkäufe durch 
Mitarbeiter des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in
14 Berliner und zwei Potsdamer Garten- und Baumärkten. Die Tester 
hatten geprüft, ob beim Verkauf der Produkte "Calypso Schädlingsfrei"
und "Lizetan Zierpflanzenspray" von Bayer sowie bei Präparaten mit 
dem Wirkstoff Glyphosat (z.B. "Roundup" von Monsanto) die 
Bestimmungen des Pflanzenschutzgesetzes eingehalten werden. Außerdem 
wurde die Beratungsleistung der Märkte in Bezug auf Gesundheitsschutz
und "Bienenverträglichkeit" bewertet.
   Nur ein einziger Markt bestand den Test mit "gut". Die Beratung in
den übrigen Märkten war in der Mehrzahl mittelmäßig, in fünf Fällen 
sogar schlecht. Der BUND fordert deshalb ein Verkaufsverbot für 
umwelt-, gesundheits- und bienengefährdende Pestizide in Bau- und 
Gartenmärkten.
   "Das Testergebnis ist besorgniserregend. Sowohl Calypso als auch 
Lizetan stehen im Verdacht, Krebs auszulösen", sagte der 
BUND-Pestizidexperte Tomas Brückmann. Deshalb empfehle der Hersteller
Bayer in seinen Sicherheitsdatenblättern bei der Anwendung eine 
Schutzausrüstung zu tragen, beispielsweise Handschuhe, Körper- und 
Augenschutz.
   "Nur in wenigen Märkten wird auf Gesundheitsrisiken hingewiesen 
und in den meisten nicht auf erforderliche Schutzmaßnahmen", sagte 
Brückmann. Die Stichproben ließen vermuten, dass es in Bau- und 
Gartenmärkten bundesweit ähnlich aussehe. "Es besteht die Gefahr, 
dass durch schlechte Beratung und unsachgemäße Anwendung von 
Pestiziden viele Menschen gesundheitlich geschädigt werden können", 
so Brückmann.
   Zu bemängeln seien auch die Beratungen zu 
Unkrautvernichtungsmitteln mit dem Wirkstoff Glyphosat. Das 
Totalherbizid darf nicht auf versiegelten Flächen eingesetzt werden, 
da es Gewässer und Wasserorganismen schädigt. "Unseren Testern wurden
glyphosathaltige Präparate wie Roundup mehrfach für versiegelte 
Flächen empfohlen. Das ist ein ernster Gesetzesverstoß", so 
Brückmann.
   Der BUND-Experte kritisierte außerdem, dass einige Hersteller 
wichtige Angaben aus den Sicherheitsdatenblättern ihrer Produkte 
nicht auf den Beipackzetteln angeben. "Die Gefährlichkeit der 
Pestizid-Produkte wird so verschleiert", sagte Brückmann.
   In einigen Fällen liege zudem der Verdacht auf bewusste 
Verbrauchertäuschung nahe. So enthielten Calypso und Lizetan das für 
Bienen gefährliche Neonikotinoid Thiacloprid. Auf der Verpackung von 
Calypso sei jedoch "nicht bienengefährlich" aufgedruckt. Die 
Zulassungsbehörden listen den Stoff laut BUND zwar noch als 
"bienenverträglich", jedoch sei die Gefahr von Thiacloprid für Bienen
bereits Anfang 2014 in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen 
worden. "Dass die Hersteller sich jetzt noch herausreden können, wenn
sie auf ihren Verpackungen irreführende Angaben machen, liegt auch an
der Untätigkeit der Zulassungsbehörden", kritisierte Brückmann. Diese
müssten nun endlich reagieren und Thiacloprid die Einstufung als 
bienenverträglich entziehen.
   Pestizide haben einen erheblichen Anteil am Artensterben in der 
Agrarlandschaft und sind für das weltweite Bienensterben 
mitverantwortlich. Sie werden nicht nur in der konventionellen 
Landwirtschaft,  sondern auch im Haus- und Kleingartenbereich 
eingesetzt und sind in vielen Bau- und Gartenmärkten erhältlich. Im 
Pflanzenschutzgesetz ist festgelegt, dass Pestizide nicht über 
Selbstbedienung an "nicht-berufliche Anwender" verkauft werden 
dürfen. Wenn Verkäufer diese Produkte herausgeben, müssen sie 
umfassend über "Risiken der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln für 
Mensch, Tier und Naturhaushalt" aufklären.
   "Wir sehen nicht in erster Linie die Verkäufer in der 
Verantwortung, sondern die Bundesregierung, die umwelt- und 
gesundheitsgefährdende Produkte verbieten muss", stellte Brückmann 
klar. "Bis es soweit ist, sind die Bau- und Gartenmärkte in der 
Pflicht. Sie müssen den kommenden Winter dafür nutzen, um umwelt-, 
gesundheits- und bienengefährdende Pestizide aus ihren Regalen zu 
verbannen", sagte Brückmann.
   Den BUND-Gartencenter-Report zur Pestizid-Beratung finden Sie im 
Internet unter: www.bund.net/pdf/gartencenter_testreport
   Weitere Informationen unter: www.bund.net/pestizide
   Die österreichische BUND-Schwesterorganisation "Global 2000" 
stellt im Internet den Ratgeber "Gift - Tipps für mehr Artenvielfalt 
im Garten" kostenfrei zur Verfügung: 
www.global2000.at/sites/global/files/G%C3%A4rtnern_ohne_Gift.pdf
Pressekontakt:
Tomas Brückmann, BUND-Pestizidexperte:
Tel. 030-27586-420 bzw. 
Annika Natus, BUND-Pressereferentin:
Tel. 030-27586-464/-425
E-Mail: presse(at)bund.net
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Datum: 04.12.2014 - 10:45 Uhr
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