Familiäre Pflege führt zu Lohneinbußen bei Erwerbstätigen
(ots) - Übernehmen Arbeitnehmer*innen über einen längeren Zeitraum
familiäre Pflege, so wirkt sich diese direkt auf das individuelle Einkommen aus.
Rund drei Prozent ihres Stundenlohns büßen Arbeitnehmer*innen auf dem deutschen
Arbeitsmarkt ein, wenn sie familiäre Pflege leisten. Dies ist das Ergebnis eines
Wissenschaftlerteams, dessen Studie "Einkommensrisiko Pflege? Der Zusammenhang
von familiärer Pflege und Lohn" in der "Zeitschrift für Gerontologie und
Geriatrie" erschienen ist.
Die Wissenschaftler*innen Ulrike Ehrlich (Deutsches Zentrum für Alterfragen),
Lara Minkus und Moritz Heß (beide Universität Bremen) gehen in ihrer Studie der
Frage nach, ob, und wenn ja, in welchem Ausmaß sich familiäre Pflege auf den
Stundenlohn von Erwerbstätigen auswirkt. Sie kommen zu folgendem Ergebnis: Der
Stundenlohn pflegender Angehöriger reduziert sich um etwa 2,7 Prozent, sobald
sie neben der Berufstätigkeit Pflege- und Sorgetätigkeiten übernehmen. "Unsere
Ergebnisse deuten darauf hin, dass erhebliche unerklärte pflegebedingte
Lohneinbußen für Frauen und Männer bestehen, die mit gängigen lohnrelevanten
Faktoren, wie bspw. der Arbeitsmarkterfahrung, nicht erklärt werden können", so
Ulrike Ehrlich.
Damit bietet die Studie eine neue Erklärung für den Lohnabstand zwischen Frauen
und Männern (den sogenannten Gender Pay Gap): Familiäre Pflege führt, wenn sie
parallel zur Erwerbstätigkeit geleistet wird, zu Lohneinbußen. "Zwar sind diese
Lohneinbußen sowohl für Frauen als auch für Männer vorhanden, jedoch übernehmen
Frauen sehr viel häufiger familiäre Pflegearbeit und sind daher auch deutlich
öfter von den damit einhergehenden nachteiligen Effekten auf den Lohn
betroffen", verdeutlicht Ulrike Ehrlich.
Ehrlich, U., L. Minkus and M. Hess. 2019. "Einkommensrisiko Pflege? Der
Zusammenhang Von Familiärer Pflege Und Lohn." Zeitschrift für Gerontologie und
Geriatrie. doi: 10.1007/s00391-019-01666-5.
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Datum: 09.01.2020 - 11:38 Uhr
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