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Enger Luftraum: Immer wieder kommen sich Flugzeugeüber Deutschland gefährlich nahe

ID: 1778394


(ots) - In den vergangenen vier Jahren kam es im Luftraum über
Deutschland zu mehr als 170 potentiell gefährlichen Annäherungen von
Luftfahrzeugen. Das geht aus dem NDR vorliegenden Zahlen der Bundesstelle für
Flugunfalluntersuchung (BFU) hervor. Dabei handelt es sich in der Mehrzahl um
Alarme von Kollisionswarnsystemen, die Verkehrspilotinnen und -piloten zur
sofortigen Kursänderung auffordern. In anderen Fällen wurden gefährliche
Annäherungen und Beinahezusammenstöße von den Piloten beobachtet, ohne dass sie
zuvor gewarnt worden wären. Luftfahrtexpertinnen und -experten gehen davon aus,
dass die Gesamtzahlen noch höher sind, weil Meldungen auch bei anderen für die
Luftfahrt zuständigen Behörden eingehen. Zudem gebe es eine erhebliche
Dunkelziffer nicht gemeldeter Zwischenfälle. Die Gründe für gefährliche
Annäherungen seien vielfältig: immer mehr Flugbewegungen, inkompatible
Kollisionswarnsysteme großer und kleiner Flugzeuge, fehlende Funktechnik bei
Privatfliegern, aber auch Verkehrspiloten, die aufgrund des Zeitdrucks
Abkürzungen durch mit Segelfliegern gemeinsam genutzte Lufträume nehmen.

Immer wieder kommt es auch im sogenannten gemischten Luftraum, einer von großen
wie kleinen Flugzeugen genutzten Zone, in der weiteren Umgebung von
Verkehrsflughäfen zu solchen Zwischenfällen. So gab es im Jahr 2018 alleine in
Nordrhein-Westfalen im Umfeld der Flughäfen Weeze und Paderborn in mindestens
acht Fällen Annäherungen zwischen Verkehrsflugzeugen und Segelfliegern, bei der
Passagiermaschinen in einzelnen Fällen mehrmals ausweichen mussten, um einen
Zusammenstoß zu verhindern. Am 23. Juli 2019 verfehlten sich in
Schleswig-Holstein südlich von Lübeck ein Airbus A 321 der Lufthansa und ein
Segelflugzeug nur um wenige Meter. "Plötzlich tauchte neben mir ein großer
Schriftzug ''Lufthansa'' auf, in etwa 40 bis 60 Metern Entfernung", beschreibt die




betroffene Segelflugpilotin im Politmagazin "Panorama 3" des NDR Fernsehens die
Begegnung mit der mit 175 Menschen besetzten Maschine im Anflug auf den
Hamburger Flughafen. Ein vorläufiger Untersuchungsbericht der BFU geht davon
aus, dass sich sowohl die Segelfliegerin als auch der Lufthansa-Pilot in dem
betreffenden Luftraum aufhalten durften. Beide Flugzeuge hatten sich offenbar
jedoch aufgrund unterschiedlicher Warnsysteme zuvor nicht wahrnehmen können. Das
Segelflugzeug konnte zudem aufgrund fehlender technischer Ausstattung weder von
der Lufthansa-Maschine noch vom Fluglotsen auf dem Radar erkannt werden. Ein
Lufthansa-Sprecher teilte hierzu mit, man unterstütze bei solchen Vorfällen im
Flugbetrieb die Untersuchungsarbeit der zuständigen Stellen, möchte dem Ergebnis
aber nicht vorgreifen.

Christoph Strümpfel vom Institut für Luft- und Raumfahrt der TU Berlin sieht als
einen wichtigen Grund für solche Zwischenfälle den zunehmenden Flugverkehr: "Der
deutsche Luftraum ist einer der meistfrequentierten Lufträume in Europa." Man
setze gerade in gemischten Lufträumen, wo Verkehrsflugzeuge mit Privatfliegern
zusammenträfen, auf das fliegerische Prinzip "Sehen und ausweichen", das aber
nicht selten an seine Grenzen komme. Strümpfel sieht den Gesetzgeber in der
Pflicht, hier strengere Regeln zu erlassen.

Felix Gottwald von der Vereinigung Cockpit (VC) hält die Gefahr einer Kollision
zwischen einer Passagiermaschine mit einem kleineren Flugzeug für absolut
realistisch: "Es erstaunt mich schon, dass da noch nichts passiert ist, weil wir
genügend Berichte haben, wo es eben ganz knapp war, wo Flugzeuge nur per Zufall
aneinander vorbeigeflogen sind. Das hätte auch krachen können. Von daher ist es
nur eine Frage, wann so etwas passiert und nicht ob."

Herbert Märtin vom Deutschen Segelflugverband (DSV) kritisiert die
Verkehrspiloten, die aus Zeitdruck immer häufiger auch auf gemischte Lufträume
auswichen, obwohl ihnen sichere, kontrollierte Lufträume zur Verfügung stünden:
"Gewisse Aufholeffekte im Flugplan der Airlines dürfen nicht auf Kosten der
Sicherheit gehen, indem der für den kommerziellen Luftverkehr geschützte
Luftraum verlassen wird." Märtins Verband setzt gerade mit Blick auf die
Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G auf technische Neuerungen, "die hier
weitere Verbesserungen schaffen werden."

Eine von der BFU bereits vor zwei Jahren geforderte Pflicht zur Ausrüstung aller
Luftfahrzeuge mit sogenannten Transpondern, also Sendern, die die Position und
den Kurs eines Flugzeuges ausstrahlen, wird von den meisten Experten jedoch
kritisch gesehen. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hatte Anfang 2019 durch eine
Simulation festgestellt, dass dies zu einer Überlastung der Funkfrequenzen
führen würde und der Flugsicherheit eher schade. Das Bundesverkehrsministerium
teilte auf Anfrage mit, dass es die Thematik derzeit zusammen mit Experten
untersuche: "Als Teil der Flugsicherheitsarbeit werden die relevanten Punkte für
eine mögliche Umsetzung identifiziert und betrachtet." Eine konkrete Anfrage zu
den BFU-Zahlen ließ das Ministerium zunächst unbeantwortet.

"Panorama 3": Dienstag, 10. Dezember, 21.15 Uhr, NDR Fernsehen. Mehr zur
Sendung: www.NDR.de/panorama3

Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Iris Bents
Tel.: 040/4156-2304
Mail: i.bents(at)ndr.de
http://www.ndr.de
https://twitter.com/NDRpresse

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Datum: 10.12.2019 - 21:15 Uhr
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