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thallos Vermögensbrief: Griechenland, CDS und die Misere.

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(Stuttgart, 05.03.2010) Die Nachrichten aus und über Griechenland reißen nicht ab und waren auch in dieser Woche mit bestimmend für das Geschehen an den europäischen Märkten, respektive an den weltweiten Märkten. Dies wollen wir zum Anlass nehmen, um erneut einen tiefen Blick hinter die Kulissen der Kapitalmärkte zu werfen.


(IINews) - CDS heißt das Kürzel, welches wir heute unter die Lupe nehmen wollen, da aus unserer Sicht dieses Produkt der Finanzmärkte wesentliche Ursache der griechischen Misere bzw. des Drucks auf den Euro ist. CDS steht für Credit Default Swap und ist ursprünglich eine Erfindung der us-amerikanischen Investmentbank JPMorgan Chase aus dem Jahr 1997.

Dem Grunde nach ist ein CDS eine Kreditausfall-Versicherung. Immer wenn ein Darlehensnehmer nicht in der Lage ist, seine Schulden ganz oder teilweise an den Darlehensgeber zurückzubezahlen, entsteht Letzterem ein Schaden. Gegen diesen Schaden möchte er sich versichern: für den Fall, dass der Darlehensnehmer ganz oder teilweise ausfällt, soll der resultierende Schaden in weiten Teilen durch eine Versicherung ausgeglichen werden. Also zunächst einmal eine klassische Kreditversicherung.

Interessant ist hier bereits, dass es das originäre Geschäft von Banken ist, Kredite zu vergeben, die Ausfallrisiken richtig einzuschätzen und diese entsprechend in die Kosten der Kredite einzupreisen. Warum kommt also eine Bank auf die Idee, ihr originäres Geschäftsrisiko, genau genommen, die Grundlage ihres Geschäftes versichern zu wollen?

Es gibt nur zwei Gründe. Erstens: die Bank sieht sich selbst nicht in der Lage das Risiko wirklich einzuschätzen, möchte das Geschäft aber trotzdem tätigen. Zweitens: die Bank möchte durch diese Gestaltung die gesetzlichen Vorschriften zur Eigenkapitalunterlegung gezielt umgehen. Beides so geschehen bei JPMorgan Chase. Hier entstand die Idee, dass man mehr Kredite vergeben kann (als man eigentlich mit bestehendem Eigenkapital quotal absichern konnte), wenn man einen externen Dritten mit ins Boot holt, der im Fall des Falles den Schaden in weiten Teilen für die Bank ausgleicht. Das war der Ursprung und versetzte Spezialbanken in die Lage, Kreditrisiken eingehen zu können, die weit über ihre eigene Bonität, Leistungsfähigkeit und innere Stabilität hinausgingen.





Wie funktioniert nun ein CDS?
Das Besondere an einem CDS-Papier ist, dass die Versicherungspolice (also das CDS) handelbar gemacht wird. Sprich: der Kreditausfallschutz wird von dem eigentlichen Kredit getrennt und kann beliebig weiterverkauft werden. Und das ist das eigentliche Problem, da nun die Interessen auseinander fallen können und sie auch tatsächlich auseinander fallen.

Im ersten Schritt schließt der Kreditgeber eine entsprechende Versicherung für einen gegebenen Kredit ab und bezahlt hierfür eine Prämie. Bis hierher liegt es weder im Interesse des Kreditgebers noch der Versicherung, dass der Kredit ausfällt. Der Kreditgeber möchte den vollen Darlehensbetrag zurück, die Versicherung möchte die eingenommene Prämie behalten und keinen Schaden zu bezahlen haben. Die Situation ändert sich, wenn die Bank (also der Kreditgeber) ihre Versicherungspolice an einen Spekulanten verkauft, also zum CDS macht. Hierfür erhält sie vom Spekulanten ein Entgelt, welches für die Bank attraktiv gestaltet wird.

Nun fallen die Interessen auseinander: Die Versicherung ist nach wie vor daran interessiert, dass der Kreditnehmer nicht ausfällt. Der Spekulant hingegen hat ein ganz anderes Interesse: er hat ein originäres Interesse daran, dass sich die Bonität der Kreditnehmers verschlechtert bis hin dazu, dass es für den Spekulanten attraktiv sein kann, wenn der Kreditnehmer tatsächlich ausfällt.

Dies wollen wir näher beleuchten. CDS-Papiere werden für gewöhnlich in Tranchen von 10 Mio. EUR bzw. 50 Mio. EUR je Kontrakt aufgelegt. Damit ist einigermaßen sichergestellt, dass Privatanleger und kleinere institutionelle Anleger außen vor bleiben. Die Prämie wird in Basispunkten berechnet. So wird zum Beispiel eine Kreditversicherung gegen den Ausfall der Bundesrepublik Deutschland als Schuldnerin gegenwärtig mit 44 Basispunkten bepreist. D.h. die Prämie für die 10 Mio.-Police kostet rund 44.000 EUR pro Jahr. Zum Vergleich: der Prämiensatz für Griechenland liegt ungefähr beim Achtfachen, also bei rund 350 Basispunkten. Und jetzt sind wir genau im Thema. Der Prämiensatz für Griechenland war nicht immer so hoch… Wenn also nun ein Spekulant ein CDS kauft, sagen wir zu einem Prämiensatz von 150 Basispunkten, und nun die Bonität des Schuldners schlechter angesehen wird?
Dann steigt der Prämiensatz für das CDS. Das CDS wird teurer, und der Spekulant kann das CDS mit Gewinn weiterverkaufen. Abnehmer sind die Banken und Versicherungen, da diese ihre Risiken (aufgrund der schlechteren Bonitätseinschätzung) neu bewerten und absichern müssen oder ihre eigenen Kontrakte vom Markt nehmen wollen. Es ist also das originäre Interesse der CDS-Spekulanten, den Kreditnehmer schlecht zu reden und diesen auch durch gezielte Falsch- und Fehlinformationen und/oder Indiskretionen in seiner Bonität zu beschädigen. Damit verdienen sie Geld – im Falle Griechenland beträgt die Marge je nach Kontrakt über 100%.

Es ist nun relativ leicht, die Profiteure und die Verursacher der Griechenland-Misere zu identifizieren. Man muss nur die Inhaber der entsprechenden CDS-Papiere verfolgen und überprüfen, ob diese den zum CDS dazugehörigen Kredit haben oder nicht… Die Verursacher sind die Banken selbst; die Profiteure sitzen direkt neben ihnen. Jedoch bewegen sich beide auf Grundlage der aktuellen Gesetze und Regulierungen. Und das ist es, was uns alle so hilflos erscheinen lässt. Doch das CDS-Problem abzustellen, ist ein Leichtes: Man muss nur die Auflage erteilen, dass ein CDS nur gemeinsam mit dem zu Grunde liegenden versicherten Kredit verkauft werden kann. Damit zwingt man die Banken, sich auf ihr ureigenes Geschäftsmodell zurückzubesinnen. Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker hat bereits angedeutet, dass er bereit ist, diesen Schritt zu gehen. Und dies wird einher gehen mit einer strengeren Regulierung der Rating-Agenturen, welche ebenfalls einen großen Anteil an der gegenwärtigen Situation haben, da sie die CDS-Zusammenhänge nicht sehen oder nicht sehen wollen.

Ihre thallos Vermögensverwaltung
Alexander Berger & Dr. Robert Göötz

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Leseranfragen:

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Dr. Robert Göötz
Doblerstraße 1
72074 Tübingen
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Bereitgestellt von Benutzer: robert_gootz
Datum: 05.03.2010 - 12:59 Uhr
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