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Medien- und Konsumhandeln sind untrennbar verbunden / 11. Interdisziplinäre Fachtagung zum Thema "Medien - Konsum - Kultur" in der BLM

ID: 1296633


(ots) - Größtmögliche Selbstbestimmung im Medienhandeln
von Kindern und Jugendlichen, maximale Transparenz von Werbe- und
Konsumprozessen sowie umfassende politische Bildung zur Erlangung von
Autonomie gegenüber den Interessen Dritter - diese Forderungen gingen
von der 11. Interdisziplinären Fachtagung des JFF - Institut für
Medienpädagogik an Politik und Unternehmen. Die Veranstaltung fand
am 4. Dezember in der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien
(BLM) statt.

Inwieweit sind Kinder und Jugendliche in der Lage, im
Medienhandeln Verknüpfungen zwischen kulturellen und wirtschaftlichen
Interessen zu erkennen? Nehmen sie Problemlagen wahr, die von einer
expandierenden Kultur des Konsums ausgehen? Wo liegen Potenziale für
ein widerständiges Handeln und eigenständige Kinder- und
Jugendkulturen? - Fragen wie diese standen im Mittelpunkt der
Vorträge und der Podiumsdiskussion.

BLM- Präsident Siegfried Schneider betonte in seinem Grußwort die
Bedeutung des Themas, da Kinder und Jugendliche eine sehr attraktive
und auch kaufkräftige Zielgruppe für kommerzielle Anbieter
darstellten: "Es erfährt seit einiger Zeit durch Smartphone, Tablet
und PC eine völlig neue Bedeutung und bringt dadurch neue
Herausforderungen für die Medienpädagogik mit sich."

Prof. Dr. Bernd Schorb, Vorsitzender des JFF, verwies in seinem
einführenden Referat darauf, dass spätestens mit dem Zeitalter des
"Internets der Dinge" eine Auflösung der Grenzen zwischen kulturellem
Handeln in und durch Medien sowie einer umfassenden Konsumkultur
vollzogen worden sei. Konsumentinnen und Konsumenten - also auch
Kinder und Jugendliche - befeuerten diesen Kreislauf letztlich
selbst, indem sie Bedürfnisse und Vorlieben bedenkenlos preisgeben
würden. Durch die Sammlung von personenbezogenen Daten und deren
aggregierte Auswertung werde es der Industrie ermöglicht,




weiterreichende Bedürfnisse zu stimulieren. Ein solcher Kreislauf
werde schließlich zum Marktplatz für Identitäten, der durch das
Medienhandeln der Teilnehmenden sich selbst am Leben erhalte.

Prof. Dr. Jörn Lamla von der Universität Kassel betonte in seinem
Vortrag zum Leben im "kulturellen Kapitalismus" den Zusammenhang
zwischen Kultur und Konsum. Demnach werde insbesondere
Online-Kommunikation als Lebensform postuliert. Verbraucherinnen und
Verbraucher würden dazu gebracht, viele ihrer Lebensäußerungen und
kulturellen Handlungen im Internet zu hinterlassen. Gleichzeitig
würden sie durch automatisierte Algorithmen in ihren Entscheidungen
bestätigt oder zum weiteren Veröffentlichen von Daten ermutigt. Am
Ende entstünde so ein selbstreferentielles System, das kaum Raum für
eigene Entscheidungen lasse.

Dass Produkte selbst Kommunikation bedeuten, erläuterte Prof. Dr.
Wolfgang Ullrich. Inzwischen sei ein Zustand erreicht, in dem
Produkte die Menschen nicht nur beeindrucken können, sondern auch
bestimmte Handlungsmuster oder emotionale Zustände forcieren.
Konsumprodukte wirkten deshalb heute so, wie Massenmedien dies
bereits länger tun: Sie geben Orientierung, vermitteln Werte, die
erstrebenswert sind und zu Handlungs- oder Einstellungsänderungen
führen. An dieser Stelle sei deshalb die Medienpädagogik gefragt, die
die Wirkmechanismen von Marken und Produkten transparent machen
müsse.

An diese Schlussfolgerung knüpfte Prof. Dr. Kirsten
Schlegel-Matthies von der Universität Paderborn an. Wenn Kinder und
Jugendliche zunehmend in der Rolle von Verbraucherinnen und
Verbrauchern die Konsumplätze im Internet nutzen würden, müsse auch
dort eine Verbraucherbildung stattfinden. Das Ziel dieser Bildung
sollte sein, reflektiertes Konsumhandeln zu ermöglichen - auch für
Erwachsene. Dabei sei zu beachten, dass es zwar auch um die
individuelle Stärkung von Kindern und Jugendlichen auf ihrem Weg
durch die Konsumwelt gehe - wichtiger sei jedoch, das Thema
Verbraucherbildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen und
die Verantwortung nicht den Individuen alleine zu übertragen.

In der abschließenden Podiumsdiskussion unterstrichen die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass es kontraproduktiv sei,
angesichts von lückenloser Daten-speicherung, Überwachung oder
Manipulation zu resignieren und diese gesellschaftliche Entwicklungen
kritiklos hinzunehmen. Es bleibe die erste Aufgabe aller pädagogisch
Tätigen - insbesondere der Medienpädagogik - Transparenz im
Dreiecksverhältnis zwischen Medien, Konsum und Kultur herzustellen.
Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte müssten sich jederzeit
darüber im Klaren sein, welche Wirkungen sie mit ihrem Medien- und
Konsumhandeln auslösen. Die Flut erfasster Daten und deren
Verknüpfung für wirtschaftliche oder politische Interessen seien
schon sehr weit fortgeschritten und nicht mehr rückholbar. Es falle
auch der Pädagogik schwer, in diesem Prozess mitzuhalten. Das
gemeinsame Fazit: Kulturelles Handeln in und mit Medien benötige
einen Handlungsrahmen mit klaren Regeln, vor allem wenn damit
wirtschaftliche Interessen einhergehen. Spätestens an dieser Stelle
werde deutlich, dass dieser Rahmen durch politische Bildung gezogen
werden muss.

Die 11. Interdisziplinäre Tagung wurde vom Bundesministerium für
Familien, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und ist eine
Veranstaltung des JFF - Institut für Medienpädagogik und der
Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Mehr Informationen
unter www.id-tagung.de oder www.medienpuls-bayern.de.



Pressekontakt:
Dr. Wolfgang Flieger
Pressesprecher
Tel.: (089) 638 08-313
wolfgang.flieger(at)blm.de


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Datum: 07.12.2015 - 13:55 Uhr
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