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Nehme sich, wer kann didas hat in der Krise ein miserables Vorbild gegeben. Gestern kam die kleinlaute Entschuldigung. Von Bernhard Fleischmann

ID: 1806064


(ots) - Da wurden einem seine Grundmaximen glatt zum Verhängnis: Tempo, Spurt- und Sprungkraft, Wendigkeit - all das sind Begriffe, für die der Sportartikelhersteller Adidas steht und stehen will. So gesehen war es konsequent, dass die Herzogenauracher Traditionsfirma als eines der ersten Unternehmen losstürmte, als die Bundesregierung den Mieterschutz ausdehnte. An Adidas hatte man in Berlin dabei sicher nicht gedacht, aber die Drei-Streifen-Marke war ganz vorne dabei, um vor den Zahlungen an seine Vermieter davonzulaufen. Nach der hellen Aufregung darüber musste die Sportartikelgröße sich gestern kleinlaut entschuldigen. Recht so. Die Not war ja nicht akut erdrückend. Fast 900 Millionen Euro hat Adidas flüssig in der Kasse liegen, zwei Milliarden Euro Gewinn blieben im vergangenen Jahr hängen. Es soll Unternehmen geben, die mit weniger auskommen müssen. Deshalb drängte sich schon die Frage auf, was man bei Adidas, Deichmann oder H&M unter einem gesunden Geschäftsgebaren versteht. Folgt das wirtschaftliche Denken in unseren Spitzenetagen - und nicht nur dort - der Maxime: Nehme sich, wer kann, und möglichst viel davon. Nicht wer braucht, soll bekommen, sondern wer stark, clever und rücksichtslos genug ist? Diese Unternehmen haben uns empört und einen Schock versetzt. Sie waren im übertragenen Sinne als Erste beim Amt, als ihr Einkommen schwand. Da stemmt der Staat ein Hilfsprogramm nie da gewesener Dimension mit Hunderten Milliarden Euro. Diese Schulden müssen wir Steuerzahler in dieser und der nächsten Generation schultern. Im Gegenzug wird dem Staat und den Ländern dieses Geld fehlen für soziale Leistungen, für den Ausbau von Verkehrswegen oder digitalen Netzen und vieles mehr. Schon in der Bankenkrise vor über zehn Jahren wurden das Verständnis und die Solidarität der Bevölkerung arg strapaziert. Es gibt keinen Grund, diese Bereitschaft nun über Gebühr zu belasten. Wer jetzt frech und frei absahnt, der spuckt all jenen ins Gesicht, die ihm die helfende Hand reichen - und zerstört unsere Gesellschaft. Entsprechend empört haben die Bürger reagiert. Und Adidas hat - reichlich spät - verstanden, dass der Schaden der Aktion größer war als der Nutzen. Diese Unternehmen werden leider nicht die Einzigen bleiben, die den schnellen Euro sparen beziehungsweise kassieren wollten. Wer will jemals nachprüfen, ob all die Einmalhilfen, die jetzt möglichst schnell an Kleinunternehmer ausgezahlt werden sollen, berechtigt waren? Ähnliches dürfte sich bei den Hilfspaketen für die großen Unternehmen abspielen. Greife zu, wer kann, so eine günstige Gelegenheit gibt es nur einmal im Leben. Mitnahmeeffekt nennt sich das, und es wird schlicht unmöglich sein, ihn zu verhindern. Jeder sollte sich an die Nase fassen und fragen, ob er das Geld braucht, oder einfach nur aufhebt, weil es gerade eben auf der Straße liegt. Das ist die Kehrseite der Mammuthilfe. Keine Frage: Der Staat muss jetzt mit vollen Händen helfen. Es gibt so viele Hilfebedürftige, die nichts für ihre plötzliche missliche Lage können. Gesunde Unternehmen und Arbeitsplätze müssen erhalten bleiben. Es spricht auch nichts dagegen, dass sich der Staat in dieser Situation an Unternehmen beteiligt. Im Kern geht es nun darum, zusammenzustehen, sich gegenseitig zu helfen. Dieser Zusammenhalt schien vor der Corona-Krise zu zerbröseln. In diesen und den nächsten Tagen entscheidet sich, ob wir diesen Trend aufhalten und umkehren, oder ob es mit noch mehr Geschwindigkeit auseinandergeht. Das sollte sich niemand wünschen, auch Adidas nicht.





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Datum: 01.04.2020 - 20:11 Uhr
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