Thüringische Landeszeitung: Der Rubel rollt ... weg - Russlands Finanzkrise spitzt sich zu / Leitartikel von Nils R. Kawig zur Situation in Russland
(ots) - Politisch ist Russland weitgehend isoliert. Jetzt
schlittert das riesige Reich auch noch in eine Wirtschafts- und
Finanzkrise. Alles zusammen birgt die Gefahr einer Destabilisierung
in Europa. Und daran sollte keiner Interesse haben.
Wer allerdings glaubt, die aktuelle Talfahrt des Rubel sei
ausschließlich auf westliche Sanktionen wegen der Ukraine-Krise
zurückzuführen, der irrt gewaltig. Genauso wie übrigens die russische
Führung, die zuletzt immer wieder behauptet hatte, ausländische
Spekulanten seien für den Rubel-Verfall verantwortlich. Was nämlich
beide Seiten ignorieren, ist der drastisch gesunkene Rohölpreis. Und
der setzt dem Rohstoffriesen Russland mehr zu als alles andere. Das
Land ist auf Gedeih und Verderb vom Ölpreis abhängig.
Genau darin liegt ein Problem, das die gegenwärtige Wirtschafts-
und Finanzkrise verschärft. Das hat mittlerweile sogar Russlands
Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew erkannt und - erstaunlicher
noch: Er traut es sich sogar, entgegen der sonstigen
Kreml-Propaganda, laut auszusprechen. "Wir haben diesen Sturm selbst
verursacht", sagte er in dieser Woche im Interview mit der russischen
Tageszeitung "Wedomosti". Konkret führt Uljukajew die
Wirtschaftskrise seines Landes auf drei Gründe zurück: verschleppte
Reformen im eigenen Land, das Abflauen der Weltkonjunktur und der,
wie er es nannte, "Sanktionskrieg mit dem Westen im Zuge einer
geopolitischen Krise".
Den Preis für diese fehlgeschlagene Politik, die nicht zuletzt
Wladimir Putin über Jahre zu verantworten hatte und immer noch hat,
zahlen in erster Linie die russischen Bürger. Ihre Geldvermögen sind
kaum noch etwas wert, die Regale in den Supermärkten leeren sich,
weil westliche Produkte immer teurer werden. Urlaube in Europa können
sich nur noch reiche Russen leisten. Insofern geht die Wirtschafts-
und Finanzkrise Russlands alle an, auch viele westeuropäische Länder.
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Datum: 20.12.2014 - 07:00 Uhr
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